Oberhausen. In der früheren Hauptschule Lirich lagern bald zigtausende Dokumente. Magazin-Anbau für Kunstwerke und Kühlkammer für Filme aus 60 Jahren.
Es mag ja Menschen geben, die Geschichte für eine recht dröge Angelegenheit halten. Das neue Stadtarchiv tritt mit einer ungewöhnlichen Kammer das Gegenbeispiel an: Hinter einer schweren Metalltür in dem neuen Archivgebäude an der Eschenstraße in Lirich befindet sich eine große Kühlkammer. Nicht etwa Lebensmittel werden dort gelagert! 1500 Rollen aus sechs Jahrzehnten Kurzfilmtage-Festival will die Stadt in dem übergroßen Kühlschrank künftig aufbewahren – bei zehn bis 13 Grad Celsius. So ein Archiv kann eben doch eine coole Sache sein.
Rund 860.000 Euro (netto) hat die Stadttochter OGM in die neue Heimat des Oberhausener Gedächtnisses gesteckt. Dafür ist die ausgelaufene Hauptschule Lirich ab 2014 teilsaniert und durch einen großen Anbau erweitert worden. 1800 Quadratmeter Nutzfläche bieten sich den fünf Mitarbeitern des Archivs jetzt. Das ist dreimal so viel wie in den bisherigen Räumen in Tackenberg.
Straßenschilder fehlen noch
„Wir haben Platz für Ausstellungen und Veranstaltungen, zu denen Bürger und nicht nur Historiker eingeladen werden sollen“, sagt Stadtarchivleiter Otto Dickau.
Zwar fehlen noch Straßenschilder, die auf das neue Archiv in Lirich hinweisen. Am fensterlosen Anbau auf dem Schulhof hängt dafür bereits ein buntes Mosaik mit dem Schriftzug „Stadtarchiv“. Der Eingang führt rechts davon ins alte Schulgebäude. Lehrerzimmer, Klassenräume und der Veranstaltungskeller sind zu Büros, Lese- und Archivräumen umgestaltet worden. Das Frauen-Friedensarchiv, der Nachlass der Friedensaktivistin Fasia Jansen, Verwaltungsakten, alte Bücher und Hefte sowie etwa Zeugnisse kommen hier unter. „Die gehen Schülern heute immer häufiger verloren“, bemerkt Dickau. Zwei große Räume bieten Platz für geplante Ausstellungen oder Lesungen.
Über eine Seitentür geht es in den neuen Anbau. Dort befindet sich nicht nur die Kühlkammer als baldiges Archiv der Kurzfilmtage. Auch einzigartige Kunstwerke aus der Ludwiggalerie sollen im besonders gesicherten Raum nebenan gelagert werden.
Stadtarchiv bleibt geöffnet
Wärmer ist es im oberen Geschoss, wo erst kürzlich der Estrich verlegt wurde. Offen liegen dort nur noch Schienen im Boden: Über sie werden in den kommenden Wochen besonders platzsparende Fahrregale eingelassen. Sie lassen zu, dass in dem Raum bis zu 2,7 Kilometer Papier verstaut werden können. „Das ist ein Gewinn für uns“, sagt Dickau. Mit 70 000 Euro hat der Landschaftsverband Rheinland dies finanziert.
Ende November sollen die Regale in dem klimatisierten Raum eingebaut werden. Bis Jahresende sollen dann auch die letzten historischen Dokumente nach Lirich gebracht worden sein.
Trotz Bauarbeiten und Umzug ist das Stadtarchiv nicht geschlossen: Bürger können es donnerstags von 10 bis 16 Uhr aufsuchen, allerdings noch am alten Standort an der Tackenbergstraße.
Der Auftrag für Straßenschilder für das neue Liricher Archiv ist nach Angaben der Stadt in dieser Woche gestellt worden.