Oberhausen. Der britische Sender BBC befasst sich mit der Flüchtlingssituation in Oberhausen - und erntet von den eigenen Facebook-Fans teils harsche Kritik.
Der Blick geht vom Gasometer auf Oberhausen. Herbstbunte Baumkronen, Rhein-Herne-Kanal. Der alte Förderturm im Olga-Park unter strahlend blauem Himmel, das über die Straße gespannte Banner mit der Aufschrift „Refugees welcome“ an der Ripshorster Straße. Mit diesen Eindrücken startet ein Video, das der britische Sender BBC über Oberhausen gedreht hat – als Teil einer Multimedia-Reportage über die Flüchtlingssituation in der Stadt.
Die Anfrage des Senders kam Mitte Oktober. Die Reporter wollten syrische Flüchtlinge besuchen, die sie einige Wochen vorher am Budapester Bahnhof kennengelernt hatten. Diese Syrer leben mittlerweile in Oberhausen – in der Unterkunft in der ehemaligen Fröbelschule. Doch statt nur über das weitere Schicksal dieser Flüchtlinge zu berichten, stellen die Journalisten in ihrem Beitrag die Stadt, ihre Bewohner und die Flüchtlingsarbeit vor. Titel: „Flüchtlingskrise: Wie eine Stadt in Deutschland damit zurechtkommt.“
Briten werfen BBC Propaganda vor
Die Flüchtlinge seien in Oberhausen willkommen, heißt es in dem Beitrag. „Vor allem vom Einsatz der Ehrenamtlichen waren die Reporter beeindruckt“, sagt Uwe Spee. Der Stadtsprecher hat die BBC-Journalisten zur Recherche durch Oberhausen geführt. Er hat sie begleitet, als sie Flüchtlinge wie Alya Aljazaeri interviewten, die erzählte, wie sie mit ihrem zehn Monate alten Sohn aus Damaskus geflohen ist. Und er war auch dabei, als sie den Unterricht in der internationalen Vorbereitungsklasse der Rolandschule besuchten. Die schulische Förderung der Flüchtlingskinder ist ein Schwerpunkt-Thema der BBC-Reportage.
Langzeit-Reportage geplant
Ziel der BBC-Journalisten ist eine Langzeit-Reportage über Flüchtlinge. Über einen Zeitraum von zehn Jahren soll erzählt werden, was aus jenen Syrern wird, die sie am Budapester Bahnhof getroffen haben.
Über diesen Direktlink geht es zur Multimedia-Reportage: bbc.in/1HtI7SU
Sehr überrascht über die Anfrage des Senders war Uwe Spee übrigens nicht. Anfragen überregionaler und ausländischer Medien hätten in letzter Zeit deutlich zugenommen, erzählt er. Vor allem die Unterbringung von Flüchtlingen in der evangelischen Kirche an der Kempkenstraße in Schmachtendorf hat für großes Aufsehen gesorgt. Deutsche Sender wie ARD und ZDF waren vor Ort, auch ein russisches Fernsehteam hat berichtet. Die New York Times interessiert sich ebenfalls für die Flüchtlingssituation in Oberhausen.
Mit der die Stadt übrigens trotz aller Probleme und Koordinierungsschwierigkeiten vorbildlich umgehe, so der Tenor der BBC-Reportage. In der Heimat wird der Sender für diese Darstellung teils harsch kritisiert. Britische Facebook-Nutzer werfen der BBC gar Propaganda vor. Der Sender würde ein zu positives Bild zeichnen – und die Probleme verschweigen.