Oberhausen. 15 Ateliers beteiligten sich an der Kulturnacht. Neu dabei war die Kunstfabrik. Am Abend entstand ein spontanes drei Meter mal 1,20 Meter langes Bild.
Zum zehnten Mal öffneten am Samstagabend in Oberhausen Künstlerateliers ihre Pforten für Besucher. In diesem Jahr nahmen 15 Ateliers an der Aktion „Kunstlicht“ teil, darunter erstmals der in Gründung befindliche Verein „Kunstfabrik Oberhausen“ an der Dieckerstraße 14. Er hat sich die Förderung der bildenden Kunst auf die Fahnen geschrieben.
2009 mietete die Künstlerin und Ausstellungsgestalterin Erika Wobser (65) die 400 Quadratmeter großen Räume einer ehemaligen Mühle an. Auch ihre beiden Kolleginnen Ingrid Gerlach und Helga Hütten zogen hier ein.
Stärker als Erika Wobser es mit ihrem Atelier dort konnte, will der Verein, dessen Vorsitzende sie ist, in die Öffentlichkeit hinein wirken. Wobser ist das möglich, seit sie ihre Tätigkeit für die Deutsche Arbeitswelt-Ausstellung (Dasa) in Dortmund aufgegeben hat. „Wir wollen künftig Ausstellungen durchführen und kulturelle Veranstaltungen anbieten. Wir wollen Kunstprojekte durchführen und künstlerische Forschung betreiben. Und wir wollen Kunstunterricht sowie Fort- und Weiterbildung anbieten“, sagte Wobser. Dazu hat sie sich mit Gerhard Kelger, dem Gründungsdirektor der Dasa, einen Kunst-Experten ins Boot geholt.
Drei Stunden Arbeit
Die acht Gründungsmitglieder des Vereins präsentierten am Samstag eine spontane Malaktion, ein „Action-Painting nach Mail-Art“. Das drei Meter mal 1,20 Meter große Gemälde, das sie in drei Stunden schufen, wurde in Postkarten-Formate zergliedert und an Interessierte verschickt. Eine ähnliche Aktion von Künstlern hatte es im Kulturhauptstadtjahr 2010 auf der Autobahn 40 gegeben. „Unser Ziel ist es, die Freude am schöpferischen Gestalten zu fördern“, sagte Erika Wobser. In einer Gesellschaft, in der jeder irgendwie funktionieren müsse, sei das ein Beitrag zur Wahrung der individuellen Freiheit und des seelischen Gleichgewichts.
Den Betrachter in ihre Kunst mit einbeziehen, das will Roswitha Gehrke-Lajovita (69). Bekannt geworden ist sie unter dem Namen Sassermann in Worms. Sie konnte viele Jahre lang von ihrer Kunst leben. Ephraim Kishon und Oskar Lafontaine gehören zu den Erwerbern ihrer Bilder. 2012 verschlug es sie nach Oberhausen. „Hier fasziniert mich das Miteinander von alter Industriekultur und Moderne“, sagte sie. Am Samstag öffnete sie ihre Wohnung in Holten für Betrachter ihrer Kunst. „La madre de tierra“ (Mutter Erde) etwa, ein in der Drucktechnik der Farbmonotypie entstandenes Bild, hat nicht nur den für ihre Frauenbilder typischen erotischen Mund. Die dargestellte Frau blickt den Betrachter auch aus jedem Blickwinkel an.
Auch Helga Brune (60) hat am Samstag zum zweiten Mal ihr 2014 bezogenes Atelier an der Bottroper Straße in Osterfeld geöffnet. „Ich richte meinen Blick oft auf scheinbar Unwichtiges“, sagt sie. So entstanden 20 Bilder, in deren Mittelpunkt Waschbecken in Künstlerateliers stehen. Sie dienen als Blumenkübel, Unterstellmöglichkeit und zum Auswaschen der Pinsel.
Zu ihren Bildern gehört auch eine Serie, bei der es um Handtaschen geht. „Die Dame im roten Kostüm“ zum Beispiel. Denn nicht etwa sie steht dabei im Mittelpunkt, sondern die rosafarbene Handtasche neben ihr. Anderthalb Jahre lang hat Helga Brune das Bild immer wieder abgewandelt, bis es ihr endgültig zugesagt hat.