Oberhausen. „Ich will, dass die Leute lachen“: Trickfilmer und Cartoonist Joscha Sauer im Gespräch mit Galerie-Chefin Christine Vogt.

Sie verzeihen ihm die kleine, dem Stau geschuldete Verspätung und begrüßen den Schöpfer der Nichtlustig-Cartoons mit einem herzlichen Applaus in der Ausstellung „Das ist doch keine Kunst“ in der Ludwig-Galerie: Überwiegend junge Leute lieben Lemminge, Tod, Pudel, Ente, Huhn, Herrn Riebmann und Co. des Kult-Zeichners und Trickfilmers. Im Gespräch mit Galerie-Direktorin Christine Vogt plauderte Joscha Sauer über seine Figuren, Vorlieben, Abneigungen und die Karriere.

Nichtlustig hat er als Markenzeichen gewählt, „weil’s frei war und der Name mich von dem Zwang befreite, etwas Nützliches zu machen“. Ohne Erfolgsdruck habe er arbeiten wollen und ohne den Anspruch, jemandem zu gefallen. Seine Devise: „Kreativität ist ein Muskel, den man trainieren kann.“ Das tat er, als er sich im Jahr 2000 vornahm, täglich einen Cartoon ins Netz zu stellen. „Am Anfang hatte ich 50 Besuche auf meiner Webseite und nur einer war nicht von mir.“ Doch die Fangemeinde wuchs. Popularität brachte ihm letztlich doch einen Vertrag mit dem Carlsen Verlag ein, der 2003 den ersten Nichtlustig-Band veröffentlichte. Vom Netz zum Buch, ein Segen oder Fluch? Wahrscheinlich beides, denn Carlsen hatte lange gezögert, eben weil man fürchtete, die Umsonst-Leser im Netz würden Nichtlustig gedruckt nicht kaufen.

"Jeder hat einen anderen Kunstbegriff"

Dazu, dass er seine Arbeiten noch mit Vorzeichnung, Feinliner, Pinsel und Aquarellfarbe beginnt, bevor er sie einscannt und am Bildschirm bearbeitet, sagt Sauer: „Ich habe früh die Romantik zum Papier verloren. Die Originale sind nur eine Stufe auf dem Weg zum fertigen Ding. Wenn ich später angefangen hätte, würde es sie wahrscheinlich nicht geben. Der Grund ist: Ich kriege es nicht hin, es genauso digital zu machen wie mit dem Stift. Die besten Künstler aus meinem Freundeskreis nutzen kein Papier mehr.“

Zum Ausstellungstitel meint Sauer: „Ich hätte einen anderen gewählt, zum Beispiel ‘Wir hängen uns auf’.“ So wissen wir nun endlich, wie es kommt, dass der Lemming, der auf der Ausstellungskatalog-Titelseite für sein Konterfei steht, am Rahmen baumelt. Ob’s nun Kunst ist oder nicht, was er macht, interessiert Sauer nicht. „Jeder hat einen anderen Kunstbegriff. Der Unterhaltungswert ist wichtig. Ich kann etwas, was nicht jeder kann und ich will, dass die Leute lachen.“