Oberhausen. . Cosplay ist eine Mischung aus Kostümieren und Spielen. Am Sonntag trafen sich Fans im Oberhausener Schloss. Schon bei der Anreise fielen die Spieler auf.

Müde wirkt der ältere Herr am Hauptbahnhof. Gleichgültig rührt er mit seinem Plastiklöffel im Kaffeebecher, um dann schlagartig die Augen aufzureißen — als er hätte er einen Geist gesehen. Der Geist ist in Wahrheit eine Elfe und der Zauberer mit Spitzhut und Zauberstab daneben trägt wahrscheinlich nicht unerheblich zur Verwunderung bei.

Es ist Sonntagmittag und die Szenerie erinnert an einen gespielten Witz. Fragt der Zauberer: „Entschuldigung. Wie kommen wir hier zum Schloss?“ Der ältere Herr reibt sich die Augen, deutet auf die Bushaltestelle, an der sich weitere Jugendliche mit bunt gefärbten Haaren und geschminkten Gesichtern um den Fahrplan drängen. Ihr Ziel ist ein Treffen für Cosplay-Fans in der Ludwiggalerie.

Freier Eintritt für Kostümierte

Cosplay – das englische Wort setzt sich aus Kostümieren und Spielen zusammen, wenn man es ins Deutsche übersetzt. Dieser Baustein in der Jugendkultur hat seine Ursprünge in Japan, dem Land, in dem die Sprechblasen von Manga-Comics eine lange Tradition haben. Mittlerweile gibt es auch in Europa eine große Szene. Die Ludwiggalerie veranstaltet das Treffen zum zweiten Mal, passend zur aktuellen Comic - und Cartoon-Ausstellung „Das ist doch keine Kunst“, die noch bis zum 17. Januar 2016 zu sehen ist.

Im Schlosshof stehen Krieger, Elfen, Zauberer und Fabelwesen zusammen. „Einige haben schon einen selbst einstudierten Tanz aufgeführt“, hat Sarah Bauer von der Ludwiggalerie beobachtet. Die Szene kennt sich. Neuankömmlinge werden umarmt. Andere lassen sich im Foyer des Schlosses fotografieren. Die Fotos können die Cosplayer als Erinnerung mitnehmen. Wer kostümiert erscheint, für den ist der Eintritt in die Ausstellung frei.

Cosplayer schneidern die meisten Kostüme selbst

Patricia Lanz und Hanna Wolf (beide 17) sind aus Mülheim gekommen. Sie tragen grüne Umhänge, eine braune Gürtelschnalle und einen schlapp nach unten hängenden Spitzhut. Was Laien frevelhaft für eine Variante von Robin Hood halten würden, ist tatsächlich Link, der Held aus dem Computerspiel „Zelda“. Es ist ein Rollenspiel, das soweit führt, dass selbst die Aussprache der Helden einstudiert wird. Warum macht man so etwas? „Jeder kann in die Rolle seines Lieblingscharakters schlüpfen und man trifft nette Leute“, sagt Patricia Lanz. 50 bis 60 Kostümierte sind gekommen, beim Japantag in Düsseldorf sind es aber deutlich mehr, wie Hanna Wolf ergänzt. Da kann es schon mal sein, dass sich ein Kostüm doppelt. „Link gab es dort gleich siebenfach!“ Ist das ein Problem? „Natürlich nicht!“

In die Kostüme stecken die Cosplayer viel Arbeit. Sarah Bauer: „Das meiste schneidern sie selbst.“