Oberhausen. Medientipps setzen einen Akzent gegen Mädchen-Ü-Eier und Jungen-Lego. Ein gemeinsames Projekt von Stadtbibliothek und Gleichstellung. 

Nein, dem Jungen wird niemand ein rosa Fahrrad schenken und ja, viele Mädchen freuen sich mehr über ein Barbie-Haus als über ein Piratenschiff von Playmobil.

Das war immer schon so. Aber muss es denn so ausarten, dass es mittlerweile verschiedenes Lego für Jungen oder Mädchen gibt? „Ich finde Überraschungseier für Mädchen am schlimmsten“, sagt die stellvertretende Gelichstellungsbeauftragte, Julia Pietrasch. „Bei den Farben fängt’s an, aber das ist noch nicht alles. Rollenklischees muss man etwas entgegen setzen.“

Mädchen in der Draufgängerrolle

Zum Beispiel mit Geschichten. Und davon gibt’s mittlerweile sehr viele, die den Spieß einfach mal umdrehen, Mädchen mal die Draufgängerrolle geben und Jungen auch mal ängstlich sein lassen. Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen müssen nicht unbedingt in Schubladen passen. Werden sie mal durcheinander gemixt, kann das Leseerlebnis sogar viel interessanter sein. „Mädchen dürfen aktiv und abenteuerlustig sein und Jungs auch mal Gefühle zeigen“, sagt Christa Liedtke, die Leiterin Kinderbibliothek. Bücher von Autoren, die das wunderbar hinkriegen, hat sie für den Flyer mit Medientipps ausgewählt, der jetzt in Kindergärten, Schulen, Bibliotheken und Rathäusern ausgelegt wird. „Wir werben damit auch bei den Eltern fürs Vorlesen“, sagt Bibliotheksleiter Hans-Dietrich Kluge-Jindra.

19 Bücher umfassen die Medientipps, vom Bilderbuch für kleine Zuhörer ab vier bis hin zum Liebesroman für Jugendliche ab 13 Jahren reicht die Palette. „Bücher von Autoren, die man auch aus anderen Zusammenhängen kennt, die man alle in der Bücherei ausleihen kann“, sagt der Bibliotheksleiter.

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Mit dabei ist „Ella Fuchs und der hochgeheime Mondscheinzirkus“ der Autorin Antonia Michaelis. Auszüge aus dieser Geschichte, in der Ella während der Ferien zusammen mit einem Nachbarjungen im Zirkuswagen loszieht, stellte sie im Rahmen einer Lesung Schülern der Gesamtschule Weierheide und des Elsa-Brändström-Gymnasiums vor. Medientipp-Test bestanden: Jungen und Mädchen faszinierte die Autorin durch die lebhaft und ansprechend vorgetragene abenteuerliche Reise der beiden Helden, der sich immer mehr Kinder anschließen, gleichermaßen.

Die Idee der Medientipps gegen Rollenklischees stammt aus Bremen. „Durch den Kontakt zur Gleichstellungsstelle dort habe ich davon gehört und die Idee gut gefunden“, sagt Julia Pietrasch. Dass man mit Geschichten nicht gleich Einstellungen verändern kann, ist ihr klar. Sie bezeichnet die Medientipps gegen Rollenklischees als „eines dieser kleinen Kieselsteinchen, die irgendwann einmal einen Strand ergeben“.