Oberhausen. . Nicht mehr die Zahl der Ausleihen sei entscheidend, so Bibliotheksleiter Hans-Dietrich Kluge-Jindra. Ort zum Lernen und zum Verweilen schaffen.

Ein Ort zum Lernen und zum Verweilen: Für Hans-Dietrich Kluge-Jindra und Stefan Keune ist die Stadtbibliothek längst nicht mehr nur ein Anlaufpunkt für Menschen, die ein Buch oder ein anderes Medium ausleihen wollen. „Früher stand die Zahl der Ausleihen zentral im Fokus. Heute können wir sagen, dass das Bert-Brecht-Haus im vergangenen Jahr von 500 000 Menschen besucht wurde“, erklärt Kluge-Jindra, der Leiter der Stadtbibliothek. „Das sind 50 Prozent mehr als noch 2013.“ In Zukunft soll das Profil als Kultur- und Bildungseinrichtung noch weiter gestärkt werden – gezielt soll auch um Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund geworben werden. Zum heutigen „Tag der Bibliotheken“ wagen Kluge-Jindra und Keune, zuständig unter anderem für die Fernleihe, einen Blick nach vorne.

Finanzausstattung

„Wenn unser Budget weiter gekürzt werden sollte, wird am Ende die Qualität leiden“, berichtet Keune. Die Personaldecke sei dünn und teilweise sehr angespannt. Dies sei vor allem in den Stadtteilbibliotheken spürbar und für die Oberhausener auch sichtbar. „Wir hatten in der Vergangenheit schon Situationen, wo wir Außenstellen für einige Tage schließen mussten, da wir aufgrund von Krankheitsfällen keine Mitarbeiter mehr hatten“, ergänzt Kluge-Jindra. Natürlich wisse man um die nicht gerade einfache Haushaltslage der Stadt Oberhausen. „Doch hoffen wir, dass wir zumindest den Status quo halten können.“ Positiv sei, dass die Bibliothek von allen politischen Akteuren Unterstützung erfahre.

Schwerpunkt Videospiele

Die neue Stadtteilbibliothek in Sterkrade wird ihre Pforten am 4. März 2016 öffnen, wie Bibliotheksleiter Hans-Dietrich Kluge-Jindra erklärt. Konzeptionell wolle man dort dem Thema „Videospiele“ einen großen Bereich einräumen.

Auch in der Zentralbibliothek im Bert-Brecht-Haus überlege man derzeit, Flächen für Videospiele zur Verfügung zu stellen. „Diesem Thema müssen wir uns zuwenden“, so Kluge-Jindra. Der Popularität der Spiele dürfe man sich nicht verschließen.

Neue Medien

Einen immer größeren Stellenwert nehmen digitale Medien ein. Dabei geht es der Stadtbibliothek jedoch nicht nur um die Ausleihe von digitalen Büchern, den sogenannten E-Books. „Gleichzeitig wollen wir Schüler so weiterbilden, dass sie eigenständig im digitalen Zeitalter Informationen finden können“, führt Kluge-Jindra in das Feld Medien- und Informationskompetenz ein. „Viele jüngere Mitbürger glauben inzwischen, dass es mit der Suche bei Wikipedia und Google getan sei, wenn sie Informationen benötigen.“

Dabei gebe es unterschiedliche Datenbanken, die sich über das Internet abrufen lassen. „Man muss eben nur wissen, wie man da herankommt.“ Dafür kooperiert die Bibliothek etwa mit dem Elsa-Brändström-Gymnasium und dem Bertha-von-Suttner-Gymnasium. So werden für die Schüler Kurse angeboten. „Wenn Elsa-Schüler ihre Facharbeit schreiben, bekommen sie bei uns vorher das Rüstzeug, wie sie an Informationen gelangen“, erläutert Keune.

Ort der Begegnung

„Bibliotheken sind die besucherstärksten Kultur- und Bildungseinrichtungen des Landes“, freut sich Kluge-Jindra. Damit dies so bleibt, möchte der Bibliotheksleiter die Aufenthaltsqualität weiter steigern. „Wir erleben bereits, dass Lerngruppen zu uns ins Bert-Brecht-Haus kommen.“ Das soll weiter ausgebaut werden. Zudem sollen verstärkt Flüchtlinge angesprochen werden. „Wir planen, Flüchtlingen Bibliotheksausweise zu den selben Konditionen wie für den Oberhausen-Pass auszustellen.“ Anstatt 16, müssten so nur acht Euro Jahresgebühr gezahlt werden.