Oberhausen. In Oberhausen geht der Platz für die Unterbringung von Flüchtlingen aus. In einer Sportstätte an der Landwehr leben 125 Menschen zwischen Trennwänden.

Den Basketballkorb hat niemand abgenommen. Wie vergessen hängt er in der Ecke der Landwehrturnhalle, in der gar kein Sport mehr getrieben wird. Darunter stehen nun Doppelstockbetten, immer vier nebeneinander, mit schwarzem Rahmen, weißem Bettzeug und Spinden am Fußende.

Seit einer Woche leben Menschen in der Turnhalle an der Landwehrschule. Flüchtlinge, für die in den fünf bisherigen städtischen Heimen kein Platz war, haben hier ein Dach über dem Kopf. 125 Menschen sind es aktuell, bis zum Ende der Woche werden es wohl 160 sein. „Dann haben wir die Kapazitätsgrenze schon wieder erreicht“, sagt Frank Bohnes, Leiter des Bereichs Soziales.

Erstmals hat die Stadt eine Turnhalle, die zu einer aktiven Schule gehört, für Flüchtlinge freigeräumt. Sie steht auf einem Grundstück gegenüber der Landwehrschule, gleich neben dem Neubaugebiet am Rechenacker. Durch eine Glastür führt Bohnes vorbei an den schultypischen Sanitäreinrichtungen mit Duschen und Toiletten in den 600 Quadratmeter großen Sportbereich. Eine Gruppe von Männern blickt von Gesprächen im Stuhlkreis auf. Hinter Trennwänden hört man ein Baby schreien und eine Mutter es wieder beruhigen. Durch Kippfenster kommt nur so viel Licht hinein, dass Deckenlampen angeschaltet sind.

Es sei eine enorme logistische Herausforderung, eine Turnhalle kurzfristig zur Unterkunft umzunutzen, sagt Bohnes. Anfang Oktober kam der Entschluss im Rathaus, dann ging es an Planung und Bestellung: Betten kamen trotzdem zu spät, so dass die Flüchtlinge drei Nächte mit Matratzen auf dem Boden geschlafen haben. Weil die Turnhalle keinen Platz für Essens-, Wasch-und Sozialräume bot, mussten kurzfristig große Zelte besorgt werden. Auch die Lieferung dauerte. Bis heute fehlt der Küchenanschluss an die Kanalisation: Abwasser wird aufgefangen.

Sicherheitsdienst nach Feierabend

Im Küchenzelt und in der Halle kümmert sich das Deutsche Rote Kreuz (DRK) um die Flüchtlinge. Tagsüber sind Mitarbeiter vor Ort, abends gibt es Rufbereitschaften und nachts sogar einen Sicherheitsdienst. „Allein schon wegen der Geräte, die in den Versorgungszelten stehen“, sagt Jörg Fischer vom DRK. Anlässe, die den Sicherheitsdienst nötig gemacht hätten, habe es nicht gegeben.

Im Küchenzelt mit zwölf Bierzelttischen wird das Mittagessen vorbereitet. Gekocht wird aus rechtlichen Gründen nicht. Dafür müsste jeder der zehn Mitarbeiter ein Gesundheitszeugnis vorlegen. Hinter zelthohen Spanplatten wird geliefertes Mittagessen deshalb nur aufgewärmt: Hähnchennuggets, Reis und Gemüse.

Vor allem Männer leben in der Turnhalle. Osama ist einer von ihnen. 22 Jahre alt, in Syrien hat er Wirtschaftswissenschaften studiert. Er spricht Englisch. Über den Libanon sei er in die Türkei geflüchtet, wo er zwei Jahre lang vergeblich Arbeit gesucht habe. In Oberhausen sei er seit knapp einer Woche. „Hier ist es besser als anderswo“, sagt er. Von Unterkünften ohne Betten habe er gehört. „Die Menschen hier machen, was sie können“, sagt er.

Sozialamtsleiter ist zufrieden mit der Unterkunft

Neben ihm stehen bald weitere Männer, die Arabisch sprechen. Es sei nachts zu laut, sagen sie, auch gebe es zu wenig Toiletten. Adbmoula Ait Hacene steht bei den Männern und übersetzt. Vor 18 Jahren selbst als Flüchtling aus dem Bürgerkriegsland Algerien gekommen, arbeitet er nun für das DRK in der Flüchtlingshilfe. Er ist Ansprechpartner und Dolmetscher. „Die meisten hier fragen, wann sie woanders hinkönnen“, sagt er.

Flüchtlinge in DeutschlandSozialamtsleiter Frank Bohnes hat Verständnis. Trotz aller Anstrengungen ist auch er nicht zufrieden mit der Unterkunft. Dass drei Familien, Frauen und Männer sich einen großen Raum teilen, sei nicht optimal. „Wir würden den Menschen gerne eine andere Unterbringung anbieten, aber wir haben derzeit nichts Anderes.“