Lirich. . Frauen mit afrikanischen Wurzeln treffen sich regelmäßig zum Stricken. Sie kreieren Mützen und Schals, lachen, reden und helfen sich bei Problemen.
Oberhausen zeigt sich dieser Tage von seiner grauen Seite. Das Wetter ist trüb und regnerisch, der Wind pfeift durch alle Ritzen, es ist kalt und usselig. Doch die Frauen, die sich jeden Donnerstag in den Räumen von terres des hommes im Zentrum Altenberg treffen, setzen dem Grau etwas entgegen: Bunte Wolle, weich und flauschig, liegt auf dem Tisch. Klatschgrüne Wollsocken mit gelbem Rand, liegen daneben, blaue Mützen und Schals, ein weißes Babykleidchen mit farbigen Wollklecksen. Die Gruppe trifft sich hier regelmäßig zum Stricken.
Es ist das erste Angebot dieser Art im Stadtteil. Entstanden ist es in Kooperation von Ruhrwerkstatt und Jugendamt. „Angefangen hat es mit dem Frühstückscafé, das es jeden Montag hier gibt“, erklärt Jacqueline Oum, die das Projekt als interkulturelle Beraterin des Jugendamtes leitet. „Die Frauen hatten den Wunsch, etwas eigenes aufzubauen.“
Und weil es mit dem geplanten Nähkurs mangels ausreichender Nähmaschinen nicht geklappt hat, wird jetzt gestrickt. Masche für Masche entstehen Kleidung, Handtaschen und Accessoires. Teilnehmerin Tina Opare-Koranteng sitzt schon an den ersten Weihnachtsgeschenken. „Für die Familie. Sie kommt über Weihnachten aus London nach Oberhausen.“
Kinder spielen, Mama strickt
Tina Opare-Koranteng kannte Stricken schon aus ihrer Heimat Ghana. „Da habe ich Deckchen für die Couch gestrickt.“ Anderen Frauen war die Technik dagegen völlig fremd. „In Ländern, in denen es sehr heiß ist, brauchen die Leute ja keine warme Kleidung“, erklärt Jacqueline Oum.
Generell sei Afrika ein sehr vielfältiger Kontinent. „Die Frauen haben einen unterschiedlichen kulturellen Hintergrund, sie sprechen unterschiedliche Sprachen“, sagt Oum. Deshalb wird in der Strickrunde Deutsch gesprochen. „Damit sie die Sprache ihrer neuen Heimat immer besser beherrschen – und damit sie sich auch untereinander verstehen.“
Herzliches Miteinander
Herzlich gehen die Frauen miteinander um. Sie reden und lachen miteinander, bauen sich gegenseitig auf, wenn mal etwas nicht so gut läuft. „Es ist gut, wenn man einfach mal raus kommt und nicht den ganzen Tag allein zu Hause sitzt“, sagt Tina Opare-Koranteng. „Es ist alles nicht so einfach, viele von uns sind alleinerziehend“, ergänzt Teilnehmerin Isatu Möller.
Wenn es geht, bringen die Frauen ihre Kinder daher einfach mit in die Strickrunde. In einem Nebenraum können sie spielen und toben. Pause machen müssen sie nur, wenn Mama mit dem halb fertig gestrickten Pullover kommt, um noch mal Maß zu nehmen.