Oberhausen. . Klaus Wehling (SPD) hatte an seinem letzten Arbeitstag als Oberbürgermeister Freunde und politische Wegbegleiter ins Ebertbad eingeladen.

Die Schlange derer, die ihm zum Abschied noch ein paar Worte des Dankes, eine Umarmung oder wohlmeinende Tipps in den Unruhestand mitgeben wollten, nahm gar kein Ende: Fast eine Stunde lang schüttelte Klaus Wehling gestern Vormittag die Hände derer, die seiner persönlichen Einladung ins Ebertbad gefolgt waren. Dann trat er letztmalig in offizieller Funktion ans Mikro, um sich in persönlich gehaltenen Anmerkungen vom Amt des Oberbürgermeisters zu verabschieden. Die Bewertung seines politischen Vermächtnisses wolle er lieber anderen überlassen.

In schwierigen Zeiten angetreten

„Ich war sehr gerne Oberbürgermeister für die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, auch wenn es arbeits- und themenbezogen manche schwierige Zeit gegeben hat.“ Als „Kümmerer“ sei er im Oktober 2004 angetreten – in schwierigen Zeiten. Oberhausen, finanziell am Boden und weitgehend isoliert, die Pläne für die Neue Mitte Teil 2 gingen baden. Keine Leuchttürme waren in Sicht. „Die Zeiten waren ungemütlich geworden“, skizzierte Michael Groschek, langjähriger politischer Wegbegleiter und Freund Wehlings, die damalige Stimmungslage. Im Zusammenhang mit O-Visionen, die scheiterten, habe Wehling erleben müssen, „wie eng ,Hosianna’ und ,Kreuziget ihn’ oft beieinander“ lägen.

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Groschek charakterisierte Wehling als einen „Stadtvater mit Herz“ und „OB der leisen Töne“, wobei er sich aber leise Kritik an dessen Führungsprinzip „Leine lassen“ nicht verkniff: „Lange Leine ist zunächst sehr sympathisch, kann aber zum Stolperdraht für den werden, bei dem letztlich die Verantwortung abgeladen wird.“

Wehling dankte Weggefährten, seiner Frau und seinen Mitarbeitern: „In diesem Amt braucht man massive Unterstützung. Danke an alle, die mich begleitet haben. Ohne tüchtige und loyale Mitarbeiter wär’s nicht gegangen.“ Es sei ihm nie um Macht, sondern um einen breitens Konsens gegangen, betonte der scheidende „Kümmerer“ und hob noch einmal auf die Wichtigkeit sozialen Zusammenhalts ab: „Wir hören auf, eine solidarische Stadtgesellschaft zu sein, wenn uns der Kummer anderer nicht mehr bekümmert.“

Michael Groscheks Schlusswort richtete sich sozusagen auch schon an Wehlings Nachfolger im Amt: „Jeder OB hat die Pflicht, erster Hoffnungsträger dieser besonderen Stadt zu sein.“

„Ich fand das eine schöne Beschreibung des Amtes, die auch die Herausforderung zeigt – nicht nur verwalten, auch gestalten. Ab morgen richtet sich diese Erwartung an mich. Dessen bin ich mir bewusst.“