Oberhausen. Gegen den Rest der Welt: Theaterclub interpretiert Heinrich Kleists Erzählung auf der Bühne im Malersaal. Zwei Vorstellungen am Wochenende.
Die Novelle Michael Kohlhaas, 1810 im ersten Band von Heinrich Kleists Erzählungen veröffentlicht, spielt in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Sie handelt vom Pferdehändler Michael Kohlhaas, der gegen ein Unrecht, das man ihm angetan hat, zur Selbstjustiz greift.
Ein Stoff, der uns heute noch etwas zu sagen hat? Durchaus, finden die Mitglieder des „Theaterclubs der wütenden Bürger“. Sie haben daraus eine Inszenierung gemacht, die am heutigen Freitagabend um 19.30 Uhr im Malersaal des Theaters Premiere feiert.
Eine aus vielerlei Hinsicht schwierige und beachtliche Projektarbeit liegt hinter den acht Theater-begeisterten Beteiligten. „Sie haben sich auf ein Abenteuer eingelassen“, sagt Theaterpädagogin Michaela Kuczinna, die die Gruppe betreut. Schließlich handele es sich um einen Text, der nicht fürs Theater geschrieben wurde, außerdem hätten die acht Frauen gewagt, selbst eigene Texte zu schreiben, um die Kleistsche Vorgabe in die heutige Zeit zu transportieren. „Kohlhaas gegen den Rest der Welt“ – schon der Titel, den sie ihrer Adaption der Novelle gegeben haben, verrät dass es sich um eine eigenwillige Interpretation handelt. Eine weibliche Interpretationen einer Männerfigur – auch das findet die Theaterpädagogin bemerkenswert. „Ich freu mich auf den Abend, bin sehr gespannt auf die Reaktionen des Publikums.“
Gespielt wird etwa eineinhalb Stunden ohne Pause. Beteiligte Darstellerinnen auf der Bühne sind Steffi Baumann, Julia Bucher, Anna Burkelc, Doris Dickerson Jones und Karin Emmelmann.
Das Kohlhaasprinzip „Wenn das Recht mich nicht vertritt, dann werde ich vom Opfer zum Täter“, ist politisch hoch aktuell. Die Oberhausener Performer nehmen die Sicht aller in der Erzählung beteiligten Figuren ein und beleuchten das Thema Rechtsempfinden vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen.