Oberhausen. . Historisches Fest im LVR-Industriemuseum St.-Antony-Hütte holt die alte Zeit hinüber in die Gegenwart: Dampfeisenbahn, Schmiede und Gießerei.

Der Ofen der Museumsschmiede wird schon angeheizt, die Dampfeisenbahn dreht pfeifend und qualmend ihre Runden. Musik erklingt aus der Drehorgel, die bei jeder Umdrehung Seifenblasen fliegen lässt. Popcorn- und Zuckerwattemaschine verbreiten verführerische Düfte: Auf der St.-Antony-Hütte in Klosterhardt wurden Besucher am Sonntag nicht nur gut unterhalten – sie konnten auch ein kleines Stück Geschichte der ersten Eisenhütte im Revier erleben.

„Wir wollen die Zeit der Antony-Hütte in unsere Zeit holen“, sagte Kornelia Panek, Leiterin des LVR-Industriemuseums St.-Antony-Hütte. Das konnten die Besucher auch sehen, denn das Fest strotzte nur so vor Aktivitäten aus der damaligen Zeit: Zwei Kakaodamen erklärten Urgroßmutters Kakaorezept.

Kakao bedeutete Prestige

„Kakao konnte sich früher nicht jeder leisten, er war teuer und bedeutete Prestige“, verriet eine der Damen. Mit dem Mörser wurde die Kakaofrucht zermalmt, so fein es eben ging. Ganz schön anstrengend. Das Pulver kam dann in den Topf zu der heißen Milch und wurde immer wieder schaumig aufgeschlagen, damit sich das Aroma ausbreiten konnte. Ein anderes Geschmackserlebnis als heute, aber sehr probierenswert.

Wer sich weniger für heiße Milch, aber mehr für heiße Öfen und Metalle interessierte, der konnte an der Gießerei Spannendes beobachten: Aus zwei Formkastenhälften, Formsand und ei­nem Modell, entstand erst eine Negativform und nach Eingießen des Metalles dann verließ zum Beispiel ein kleiner Vogel aus Aluminium die Form. Das Spektakel war mit den verschiedensten Formen und Größen möglich.

An der Museumsschmiede konnten die Kinder sich aussuchen, ob sie einen spiralförmigen Kerzenständer oder ein kleines geschwungenes, aber stumpfes, Messer selbst schmieden wollten. Natürlich unter Aufsicht und mit Hilfe der beiden Schmiedeexperten, denn der Ofen wurde ganz schön angeheizt, damit sich das Stück Metall bearbeiten ließ. Gabriel Junghänel hat hier sein eigenes Messer geschmiedet. „ Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Besonders das Eindrehen vom Messergriff“, sagte der Achtjährige mit einem stolzen Grinsen. Seine Mutter Heike Junghänel freute sich ebenfalls: „Wir haben eine Kulturwoche in den Ferien eingeplant. Das Fest hier bot sich sehr an.“

Eine weitere Attraktion war Ulrich Lübkes historische Fahrradsammlung. Er fuhr mit den verschiedensten Radtypen wie selbstverständlich die Straßen auf und ab. Spätestens beim Hochrad von 1870 aus England kam die Frage auf: Wie besteigt man das Rad, oder besser: Wie kommt man wieder herunter? Bei Lübke sah es aus, als hätte er nie etwas anderes getan.