Oberhausen. Das LVR-Industriemuseum sammelt Ideen für die künftige Dauerausstellung. Drei große Themen im Blick: Energie, Materialkunde und Globalisierung.
Sicher gibt’s auch Tagungen, da halten „Impuls-Referate“ nicht annähernd, was sie versprechen. Aber Dr. Christine Vogt zeigte sich wirklich schwungvoll-impulsiv, als es galt, das LVR-Industriemuseum „neu zu denken“, so das Motto des Workshops. „Bitte über-medialisiert das nicht!“, war die erste Bitte der Leiterin der Ludwiggalerie. Besucher, Kinder zumal, sollen in der künftigen Dauerausstellung „nicht nur über Bildschirme wischen“. Christine Vogt: „Ich will eine Lanze brechen für das Original – das ist ja kein veraltetes Museum.“
Größerer Arbeitgeber als Zinkfabrik
Nun, wer Tonnen von Material / Exponaten bewegt, um in zweieinhalb Jahren eine neue Dauerausstellung einzurichten, wird sich kaum der digitalen Bilderflut ergeben – oder in den Worten der Ludwiggalerie-Chefin: „Da ist so ein Riesenhammer, statisch und rostend, gar kein schlechter Ansatz.“
Neue Ansätze anzuregen – dazu waren die rund 50 Teilnehmer des Ausstellungs-Workshops in die Zinkfabrik Altenberg eingeladen. Aber natürlich hatte Dr. Walter Hauser, seit sechs Jahren Direktor des LVR-Industriemuseums mit seinen sieben Standorten, auch eine eigene „Wunschliste“ für die neue Dauerausstellung. Übrigens mit merklich schwächerem Akzent auf „Dauer“ – denn wandelbar soll sie vor allem sein.
„Wir wünschen uns einen großen Aktions- und Mitmach-Bereich“, erklärte der 54-Jährige seinen Gästen. „Wir wollen auch raus aufs Gelände.“ Hauser nannte Schmiede und Schau-Gießerei; auch zeitgenössische Künstler sollen im Gefolge der „Vision 2020“ im Industriemuseum willkommen sein.
Flexibler bei den Ausstellungsformen
„Es wird nicht mehr die eine große Erzählung geben“, betonte der Museumsdirektor. „Wir müssen in den Ausstellungsformen flexibler werden.“ Die aktuellen Wechsel-Ausstellungen wie „Ist das möglich?“ laden nicht nur Besucher zum Experimentieren ein – „wir experimentieren selber“, sagt Walter Hauser: Das Museum mehrt so seine Erfahrungen und Exponate.
Konkreter über künftige Themen berichtete Dr. Burkhard Zeppenfeld dem Workshop-Publikum: Eines sei der Wandel der Energie-Erzeugung, so der Leiter der Zinkfabrik Altenberg. „Energie-Wenden wird es immer wieder geben.“ Zweites Thema sei die Fülle industrieller Materialien. „Das Industriezeitalter besteht nicht nur aus der Nutzung mehrer tausend Stahlsorten“, so Dr. Zeppenfeld. Auch der 3-D-Drucker gehört demnach in eine neue Dauerausstellung.
Die Idee des dezentralen Hauses
Drittens großes Thema ist aus Sicht des Museums-Teams die Globalisierung – die sich übrigens sehr gut am Beispiel der einstigen „Fonderie de Zinc de la Vieille-Montagne“ erzählen lasse. Burkhard Zeppenfeld nannte die Industrie-Pioniere vor 160 Jahren „belgische Entwicklungshelfer für das damals rückständige Preußen“ und betonte: „Ausgangspunkt der neuen Ausstellung soll immer die Zinkfabrik sein.“
Als Arbeitgeber ist das LVR-Industriemuseum heute übrigens bedeutender als die einstige Zinkfabrik in den letzten Jahren vor ihrer Schließung 1981. Denn Altenberg beherbergt die Zentrale für alle sieben Schauplätze des Rheinischen Industriemuseums. „Die Idee des dezentralen Hauses“ hatte auch LVR-Kulturdezernentin Milena Karabaic als Erfolgsgeschichte präsentiert. Die heute viel beschwärmte Industriekultur in Rheinland und Revier – „das gab es damals so noch nicht“.