Oberhausen. . Der Leserbeirat der WAZ Oberhausen diskutiert über den Ausgang der Oberbürgermeister-Wahl. Erwartung an den neuen Amtsinhaber: reinknien und anpacken.

Am 21. Oktober wird Daniel Schranz als erster CDU-Oberbürgermeister nach 60 Jahren SPD-Herrschaft in Oberhausen ins Amt eingeführt. Den Ausgang der Wahl zum Rathaus- und Stadtparlaments-Chef analysierten die Mitglieder des WAZ-Leserbeirates. Fast durchgängige Meinung: Das klare Ergebnis wurde so nicht erwartet, „ich habe schon mit einer Stichwahl gerechnet“, meint Reinhard Ziemer.

Was in der Diskussion des Leserbeirates überwiegend auch Konsens ist: Dass die Zeichen auf Wechsel gestanden haben, dass der SPD-Kandidat trotz eines guten Wahlkampfes keine Chance hatte. „Die SPD hat verloren, nicht Tsalastras“, bringt es Leserbeirätin Christel Dickhoff auf den Punkt. „Tsalastras hat nicht persönlich verloren, seine Niederlage ist dem SPD-System geschuldet“, erklärt auch Michael Schaffeld. Von einem „Denkzettel“ spricht Frank Hollmann: Den hätten die Oberhausener, die zur Urne gegangen sind, der vorherrschenden Partei verpassen wollen, nicht dem OB-Kandidaten. „Die können mich mal gern haben“ – diese Haltung in Richtung SPD hat Leserbeirat Wolfgang Stahlke bei Gesprächen im Freundes- und Bekanntenkreis ausgemacht. Rita Angenendt immerhin hätte SPD-Mann Apostolos Tsalastras zugetraut, frischen Wind in seine Partei zu bringen. „Ich fand seine Aussagen kompetent, in seiner neuen Funktion hätte er etwas bewirken können.“

Leserbeirätin Andrea Janiak allerdings sieht eine Verantwortung für seine Niederlage auch bei Tsalastras selbst. Sie war vom Ausgang der Wahl nicht überrascht, meint, dass die Wähler „nicht für Schranz, aber gegen Tsalastras abgestimmt haben“, sagt Janiak, „ich kann ja nur für meinen kleinen Kosmos sprechen“, aber schlecht angekommen seien die vielen Ankündigungen im Bereich Schule. Dass zum Beispiel auf einmal zusätzliche Reinigungszeiten an Grundschulen möglich waren, „aber die Haushaltssperre für die Schulen noch gut in Erinnerung war“, während der auch kleinere Bestellungen vom Kämmerer persönlich genehmigt werden mussten.

Manager der Stadtverwaltung

Der neue Oberbürgermeister steht nun vor großen Herausforderungen, der Leserbeirat formulierte seine Wünsche. „Ich erwarte von Daniel Schranz, dass er als Manager der Verwaltung auftritt und nicht als Grüßaugust, wir brauchen jemanden, der den Konzern zusammenhält und die Tochtergesellschaften kontrolliert“, sagt Reiner Bartel. Michael Schaffeld erwartet, dass Daniel Schranz „hier vor Ort, in meinem Veedel etwas tut“, weil der Oberbürgermeister mit seiner Familie hier in der Stadt lebt und alle Entscheidungen auch ihn betreffen. Schaffeld sieht das neue Stadtoberhaupt in einer moderierenden Rolle, aber den Erfolg seiner Arbeit würde der WAZ-Leserbeirat vor allem an der Entwicklung der Wirtschaft in Oberhausen messen, „wie kriege ich mittelständische Arbeit nach Oberhausen, das ist seine Hauptaufgabe“.

Angst vor einem Stillstand hat dagegen Diana Lettau, die Leserbeirätin glaubt, dass der neue Oberbürgermeister „immer wieder auf große Widerstände stoßen wird, ich denke, er wird nicht viel erreichen, weil es extrem schwierig für ihn wird“, meint Lettau, „die städtischen Tochtergesellschaften sind doch zum Beispiel alle SPD-geführt“. Außerdem gibt sie zu bedenken, dass angesichts der geringen Wahlbeteiligung „ja nur ein geringer Prozentsatz der Oberhausener Bevölkerung Daniel Schranz gewählt hat, das ist ja kein Abbild“.