Oberhausen/Sterkrade-Mitte. . Jörg Hetkamp ist schon als Kind im Sterkrader Hallenbad geschwommen. Seit über 35 Jahren arbeitet er dort. Für ihn ist das Bad ein Stück Heimat.

Früher habe er ja manchmal über seine älteren Kollegen gelächelt, gesteht Jörg Hetkamp. Wenn sie ihm als Jungspund im Keller des Sterkrader Hallenbades weismachen wollten, sie würden schon am Pfeifen einer Apparatur – oder gar nur am Fehlen desselben – erkennen, dass an der Maschine etwas kaputt sei, habe er mit dem Kopf geschüttelt und gelächelt.

Heute lacht Hetkamp gerne mal über sich selbst: Nach über 35 Jahren im Dienst der Oberhausener Schwimmer kennt er wohl jede Schraube im Sterkrader Bad und kann den Chlorgehalt an der Wassertrübung erkennen. Das Hallenbad ist für ihn nicht nur Arbeitsplatz. „Das hier ist Heimat.“

Morgens um fünf gibt es die schönsten Bilder

Viele Jahre hatten die Sterkrader auf dieses Stück Heimat hingefiebert. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg wollten sie ein eigenes Hallenbad. 1955 eröffnete der Bau, in dem Hetkamp bereits als Kind geschwommen ist. Im September 1977 fing er hier seine damals zweieinhalbjährige Lehre zum staatlich geprüften Schwimmmeister an, schaffte im Anschluss seine Meisterprüfung und ist nun bei der Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM) als Badleiter für Sterkrade zuständig. In Bädern, die es längst nicht mehr gibt, hat er viele Jahre gearbeitet, vom Osterfelder Sportbad bis zum Freibad Alsbachtal. Am liebsten aber, sagt Hetkamp, sei er in Sterkrade.

Eine feuchte-warme Luft um die 30 Grad umhüllt den Besucher des Hallenbads an der Holtener Straße. Durch die hohen Fenster scheint an diesem Morgen die Sonne mit einer Kraft, dass das Wasser im blau gefliesten 25-Meter-Sportbecken glitzert. Schon viele Fotografiestudenten seien genau deshalb nach Sterkrade gekommen, sagt Hetkamp. „Morgens um Fünf, wenn das Wasser ruhig ist, sind hier tolle Bilder entstanden.“

Grundsanierung in den 90er Jahren

Etwas in Sorge um dieses Stück Sterkrade war er in den 90er Jahren, berichtet Hetkamp. Damals wurde das Hallenbad regelrecht grundsaniert. „Die haben so viel herausgeholt an Einrichtung und Technik, ich dachte, das Bad macht nicht wieder auf.“ Hat es aber – mit neuer Röhrenrutsche. „Jugendliche haben davon anfangs gar nicht genug bekommen, weil es so etwas sonst kaum gab.“

Heute kommen die Gäste vor allem, um ihre Bahnen zu ziehen und Sport zu treiben. Die Schwimmerinnen und Schwimmer kennt Hetkamp gut: Kaum steht er am Rand des Sportbeckens, nickt ihm die erste zu. Der nächste hält kurz im Schwimmzug ein, um Hetkamp beim Namen zu rufen. Seit vielen Jahren bringt Hetkamp Kindern und Erwachsenen das Schwimmen bei. „Da kommt es vor, dass mich eine Mutter anspricht, sie habe das Schwimmen doch auch schon bei mir gelernt.“

Dieses familiäre Umfeld, die Sterkrader Innenstadt mit ihren inhabergeführten Geschäften, der Wochenmarkt, das nachbarschaftliche Miteinander im Viertel, all das schätze er an Sterkrade, sagt Hetkamp. „Ich wohne seit vielen Jahren in der Nähe des Hallenbads. Den Sprung über den Kanal habe ich nie so ganz geschafft.“ Mit zwei Ausnahmen: In Alstaden hat Hetkamp seinen Karnevalsverein und am Stadion Niederrhein seine Mannschaft beim RWO.