Oberhausen. Anwohner der Stötznerschule in Oberhausen sind von der rechtsextremen Randale geschockt. Parteien appellieren an eine Willkommenskultur.
Freitagmorgen, 11 Uhr: In der Schladstraße ist es friedlich, nichts erinnert an die Vorfälle vom Vorabend. Wären da nicht die vielen Vertreter der Medien, der Stadtspitze, der Polizei und der Hilfsorganisationen, die sich auf dem Gelände der ehemaligen Stötznerschule aufhalten. Zwei Busse mit jeweils 50 Flüchtlingen sind bereits angekommen, ein weiterer fährt kurz nach zwölf vor.
Die Menschen, die vor Krieg und Terror in Syrien und im Irak geflohen sind, werden registriert, bekommen etwas zu trinken, lernen ihre neue Unterkunft kennen, ein paar Kinder spielen Fußball auf dem Sportplatz. „Warum sollten wir vor den Flüchtlingen Angst haben“, sagt ein Anwohner. „Größere Furcht habe ich vor denen, die gestern Abend hier durchzogen. Ich war geschockt.“ Er hoffe nicht, dass die wiederkämen.
Flüchtlinge in DeutschlandEinen anderen treibt die Frage um, wie gewaltbereit die rechte Szene ist. Am alten Ostbad habe er mitbekommen, wie sich einige Männer darüber unterhielten, ob man nicht etwas gegen Flüchtlingsheime tun müsse.
Keine eindeutige Kleidung
Von Hilfsbereitschaft im Viertel berichtet Marc Hoff, Bezirksvertreter der FDP, der in der Straße wohnt. „Die Nachbarschaft ist völlig anders als diejenigen, die hier am Donnerstagabend rechte Parolen gerufen haben. Die Leute fragen sich eher, wie man den Menschen helfen kann.“ Vom Krieg Verfolgten müsse man helfen, sagt ein anderer, auch wenn man erst mal eine gewisse Unsicherheit verspüre. „Man weiß ja nichts über die Leute, die da jetzt ankommen.“
Ein Passant, der in der Nähe wohnt und den Polizeieinsatz beobachtet hat, ist sich sicher: „Die Asylbewerber haben mehr im Kopf als die rechten Randalierer, da sind doch viele Studierte dabei.“ Ihm sei am Donnerstagabend aufgefallen, dass die Mitglieder rechtsextremer Gruppen nicht mehr so eindeutig gekleidet seien. „Springerstiefel hab ich zum Beispiel nicht gesehen. Die hatten dunkle Sachen an, klar, aber die hab ich auch.“ Eine Anwohnerin der Schladstraße denkt an die Kinder der Flüchtlinge: „Was die schon in ihrem Leben an Schlimmem erlebt haben...“ Sie frage sich, wo bleibe bei einigen der Menschenverstand und die Solidarität“, schreibt eine Leserin an die Redaktion.
Politik appellieren an Oberhausener
In Presseerklärungen verurteilen SPD, CDU, Grüne und Linke die rechte Hetze gegen Flüchtlinge. Sie appellieren an alle Oberhausener, fremdenfeindliches, rassistisches, menschenverachtendes Verhalten nicht zu dulden und die Menschen, die hier Schutz suchen, willkommen zu heißen. Der SPD-Ortsverein OB-Ost plant eine Willkommensaktion. „Wenn die Menschen hier ein wenig zur Ruhe gekommen sind“, sagt René Pascheberg.