Oberhausen. . Der Generationenwechsel im Kleingartenverein Sterkrade-Nord, der in diesem Jahr 85-jähriges Bestehen feiert, hat begonnen. Junge Familien rücken nach.

Die Regentropfen der vergangenen Nacht glitzern auf den geschlossenen Hibiskusblüten. Noch hat die Sonne ihre volle Kraft nicht wieder erreicht, aber die Schrebergärten an der Forststraße erstrahlen schon am Vormittag in den sattesten Farben: Löwenmäulchen in kräftigem Gelb, prächtige rosafarbene Hortensien und klatschrote Dahlien. Der Kleingartenverein Sterkrade-Nord feiert in diesem Jahr seinen 85. Geburtstag – und erlebt einen beginnenden Generationenwechsel. Denn immer mehr junge Familien interessieren sich fürs Kleingärtnern und pachten Parzellen.

„Das freut mich sehr“, sagt Siegfried Melis, der seinen Garten an der Forststraße seit 41 Jahren hegt und pflegt. „Familien mit Kindern senken unseren Altersdurchschnitt deutlich“, sagt er und lächelt. Die meisten Pächter seien Rentner, viele um die 80 Jahre alt.

Der eigene Garten wird immer beliebter

Wie kommt es denn, dass der eigene Garten so hoch im Kurs steht? Schließlich galten Kleingartenanlagen bei jungen Leuten lange als Inbegriff der deutschen Spießigkeit. Aber „für jeden, der aus der Etagenwohnung raus will, ist der Kleingarten die ideale Lösung“, sagt Siegfried Melis. Kinder können im Freien spielen, und selbst gezogenes Obst und Gemüse wird auch immer beliebter.

Der Freizeitausgleich sei eine Sache, die andere: Freundschaften. Von denen haben Siegfried Melis und seine Frau viele geknüpft in der langen Zeit, die sie ihren Garten nun schon haben. „Wir Männer treffen uns regelmäßig zum Karten spielen.“ Die Frauen kniffeln. „Ein Handarbeits-Treffen gibt es auch“, erzählt der 72-Jährige und grinst. „Es ist aber eher eine Unterhaltungsrunde. Socken hat da schon lange niemand mehr gestrickt.“

Streift man mit Siegfried Melis durch die Anlage an der Forststraße, wird schnell klar: Hier steckt viel Liebe drin. Selbst geschnitzte Vogelhäuschen stehen in den Gärten, Wasserspiele plätschern in kleinen Teichen. Nebenan liegt ein Spielzeugbagger im Gras, kleine Planschbecken stehen für das Sommerwochenende bereit.

„Wir pflegen ein lockeres Miteinander“, sagt Siegfried Melis. Gewisse Regeln müssten aber trotzdem sein: Wenn’s um Ordnung und Sauberkeit der Gemeinschaftsflächen geht, müssen alle mit anpacken. Die Gärten müssen gepflegt werden, meterhoch wucherndes Unkraut wird nicht gern gesehen. Auch die Mittags- und Abendruhe sei den Kleingärtnern wichtig, sagt Melis. Abschrecken wollen sie damit aber niemanden. „Familien sind sehr willkommen. Tobende Kinder kann man nicht um Punkt 13 Uhr abschalten. Da drücken wir ein Auge zu“, sagt er zwinkernd.

Warteliste für Interessierte

70 Gärten hat die Anlage an der Forststraße, alle sind belegt. Interessierte sollten sich aber auf jeden Fall melden, rät Siegfried Melis. Für solche Fälle gebe es eine Warteliste. <hervorhebung>Infos gibt’s beim ersten Vorsitzenden Heinz Jennen, Tel.: 0157/76 449 393.

Die Gärten sind auf knapp 26. 000 Quadratmeter Gesamtfläche verteilt, jeder Garten ist zwischen 288 und 500 Quadratmeter groß. Die Pachtpreise liegen bei 39 Cent pro Quadratmeter, die Gesamtkosten für einen Garten (mit Laube) liegen im Schnitt, je nach Größe und Ausstattung der Lauben bei 3000 bis 5000 Euro, in seltenen Fällen kann es auch mal mehr sein.