Oberhausen.. In 31 Anlagen im gesamten Stadtgebiet bietet der Kleingartenverein Oberhausen das bislang einmalige Projekt „Mietkaufmodell“ an. So können sich auch junge Familien den Traum von einem eigenen Garten erfüllen. Für Kinder sind Kleingärten ein Erfahrungsort, an dem sie den Lauf der Natur kennenlernen.In 31 Anlagen im gesamten Stadtgebiet bietet der Kreisverband Oberhausen der Kleingärtner das bislang einmalige Projekt „Mietkaufmodell“ an. So können sich auch junge Familien den Traum von einem eigenen Garten erfüllen. Für Kinder sind Kleingärten ein Erfahrungsort, an dem sie den Lauf der Natur kennenlernen.
Einst galten Schrebergärten als Inbegriff des Spießertums und als Rückzugsraum für Rentner. Doch das hat sich geändert, denn vor allem junge Familien zieht es vermehrt in die Kleingartenvereine. Damit sie sich allerdings den Traum von einem eigenen Garten erfüllen können, bietet der Kreisverband Oberhausen der Kleingärtner das bislang einmalige Projekt „Mietkaufmodell“ in 31 Anlagen im gesamten Stadtgebiet an.
„Seit 2006 bieten wir als erster Kleingartenverein jungen Familien dieses einzigartige Modell“, erzählt Heinz Binder, Vorsitzender des Kreisverbandes Oberhausen der Kleingärtner. Die Finanzierungshilfe sei mehr als gefragt, denn der Kaufpreis für einen Garten liege zwischen 1500 und 9000 Euro. „Vor allem für junge Familien sind die Kosten oftmals ein Hindernis“, sagt Binder.
In solchen Fällen könne der Gartenbewerber einen Mietkauf in Anspruch nehmen: „Wir ermitteln zunächst den Wert des Gartens und stimmen dann ab, in welcher Höhe der neue Pächter eine Anzahlung leisten kann – in der Regel sollten das 20 bis 30 Prozent des Kaufpreises sein.“ Über den Rest werde ein Ratenvertrag abgeschlossen, der innerhalb von zehn Jahren abbezahlt werden müsse.
Gründe für den Generationenwechsel kennt Binder nur zu gut: „Viele der Vereine wurden in den 60ern und 70ern gegründet. Wer sich damals eine Laube kaufte, ist heute 80. Wenn dann die Kräfte nachlassen, fällt das Gärtnern schwer, und der Garten muss abgegeben werden.“ Doch leicht falle das den wenigsten, denn nach so langer Zeit könne man nicht so einfach loslassen.
Eine Entscheidung fürs Leben
„Ein Kleingarten ist eine Entscheidung fürs Leben und eine Investition in die Zukunft“, sagt der Verbandsvorsitzende. So werde der Kleingarten mittlerweile zu einem naturnahen Naschgarten und Erfahrungsort für Kinder. Das sei auch – neben dem Geld, das man für teuren Urlaub spart – einer der wichtigsten Gründe, aus denen sich junge Familien einen Garten anschaffen, erklärt Binder: „Kinder lernen hier den Lauf der Natur kennen. Wo sonst in der Stadt ist das für wenig Geld möglich?“
Auch Familie Gesell hat sich aus diesem Grund für einen Kleingarten in der Anlage „Am Mühlenbach“ in Osterfeld entschieden: „Emma lernt hier, wo der Apfel herkommt und wie Tomaten angebaut werden – einfach klasse“, sagt Tobias Gesell. Überzeugt hat den Familienvater schließlich das Finanzierungsmodell: „Man kann nicht mal eben 7000 Euro für einen Garten aufbringen, wenn wir dann merken, dass uns das Gärtnern nicht gefällt.“ Natur zum Anfassen und Erleben, das ist es, was das Leben in der Parzelle so besonders mache. Zeit müsse man sich natürlich nehmen. Doch der Preis, der sei nicht zu hoch.
„Die monatlichen Kosten für Pacht, Mitgliedsbeitrag, Strom und Wasser liegen zwischen 30 und 40 Euro, hinzu kommt die Versicherung von 50 Euro“, erklärt der Verbandsvorsitzende. Zudem gehe es in der Gemeinschaft sehr gesellig zu. Und das ist offensichtlich ein Punkt, der immer mehr junge Familien reizt. „Ein Kleingarten ist Freizeitgestaltung und Erholung in einem. Und Bio-Obst und Gemüse gibt es noch dazu“, erzählt Gesell.
Seit einem Jahr sind auch Hans-Joachim Moroni und Jennifer Katal begeisterte Pächter eines Schrebergartens in Osterfeld: „Meine Frau und ich wollten, als unser Sohn geboren wurde, unbedingt einen Garten haben, in dem wir Obst und Gemüse anbauen können.“ Ihre Parzelle liegt nur 400 Meter von ihrer Wohnung entfernt: „Wir haben zwar einen Balkon, aber man hat mit einem Garten ganz andere Möglichkeiten – es ist hier wie im Urlaub und das für wenig Geld.“
Kinderlärm ist selten ein Problem
Allein in dem idyllisch gelegenen Kleingartenverein „Am Mühlenbach“ können sich Gartenfreunde in 67 Kleingärten tummeln. „Zwei Parzellen gibt es hier noch, die zu verpachten wären, doch Interessenten sind schon vorhanden“, erzählt Alfons Lengsfeld, Vorsitzender des Vereins „Am Mühlenbach“. Vor allem Kinder seien erwünscht. Da schwinde auch die Bedeutung des sonntäglichen Frühschoppens — so werde das Sommerfest zum Fest für den Nachwuchs, genauso wie Ostern oder Nikolaus. „An solchen Tagen tauschen wir gerne Schüppe und Spaten gegen das Kostüm“, lacht Lengsfeld. Kinderlärm sei selten ein Problem. „Eine Kleingartenanlage ist für Kinder ein geschützter Raum — wie ein Dorf in der Stadt“, meint Binder. „Hier passt jeder auf jeden auf.“