Oberhausen. . Die Gruppe vom Altmarkt in Oberhausen wünscht sich einen festen Platz, an dem sie sich treffen kann. Kirchentreppe und Friedensengel sind tabu.

Ja, sie wissen, dass sie so manchen Geschäftskunden und Bürger verärgern. Aber sie möchten eben auch einen Platz haben, an dem sie sich treffen können – auch, um Bier zu trinken. Das sagen sie ganz offen. Aber sie fühlen sich herumgeschubst, von der Kirchentreppe sind sie verscheucht worden, vom Brunnen am Friedensengel auf dem Altmarkt auch. Deswegen haben sie Unterschriften gesammelt, die sie nun den Mitarbeitern der Stadtverwaltung überreichen möchten. „Wir möchten einen festen Platz“, sagt Mike K., der die Initiative gestartet hat.

Nachdem die beiden Plätze nun Tabu für das Grüppchen sind, das mal 20 Mann, mal 40 Mann stark ist, trifft es sich regelmäßig auf einer Bank unter Bäumen vor der Markthalle, die demnächst abgerissen wird. Direkt nebenan liegt ein Spielplatz. Dass sie von anderen Stellen vertrieben, aber in der Nähe eines Spielplatzes geduldet werden, das will Mike K. nicht so recht einleuchten. Ihm wäre auch wohler, wenn er und seine Kollegen einen Platz hätten, an dem sie niemanden stören würden. „Ist ja auch kein schönes Bild, wenn wir den Arsch voll haben“, sagt er freimütig.

Kontrollen mehrmals täglich

Auch Geschäftsleute fühlen sich immer wieder gestört. „Ab mittags wird die Tür zu gemacht, weil kein Verkaufsgespräch mehr möglich ist“, sagt Jutta Rösemeier von einem Bekleidungsgeschäft. Aber sie meint auch: „Sie sollen einen Raum oder eine Örtlichkeit haben. Es muss was passieren.“ Klagen der Anwohner, besonders im Sommer, haben dazu geführt, dass durch den Kommunalen Ordnungsdienst mehrmals täglich der Altmarkt aufgesucht werde, sagt ein Stadtsprecher. Dabei werden Verwarnungen erteilt und Platzverweise ausgesprochen, wenn die Männer und Frauen aufgrund des Alkoholkonsums urinieren oder pöbeln. Außerdem sei das Lagern auf öffentlichen Plätzen im Stadtgebiet verboten. Wird sich daran nicht gehalten, gibt es ein Verwarngeld. „25 Euro kostet das“, sagt Mike K.

Ein Haltestellenhäuschen wie in Sterkrade wünscht sich das Grüppchen aus der Trinkerszene. „Es geht uns um einen Platz, an dem wir uns aufhalten dürfen, ohne einen Strafzettel oder einen Platzverweis zu bekommen“, sagt K.. Er selbst könne sich die Strafen nicht mehr erlauben, „ich habe Familie“, sagt er. Und eine feste Wohnung. Warum sich die Kollegen nicht dort treffen? „Zu klein.“ Man wolle eben nicht allein sein, sondern sich treffen und austauschen.

K. schlägt als Treffpunkt der Trinkerszene den Parkplatz gegenüber des Gewerkschaftshauses vor. Der aber „ist als möglicher Standort nicht in der Diskussion“, sagt ein Stadtsprecher. Die Stadt ist sich des Problems sehr wohl bewusst. Aber ob eine einheitliche Lösung wie in Sterkrade gefunden werden könne, bliebe abzuwarten, so ein Sprecher. Es handele sich um unterschiedliche Gruppen, die nur schwer an einem gemeinsamen anderen Ort etabliert werden können.