Oberhausen. . In Essen reinigen Suchtkranke gegen kostenfreien Alkohol Straßen und Plätze. Koalition will Projekt nach Oberhausen holen. Das Rathaus soll dies prüfen.
Nach dem Vorbild der Stadt Essen prüft nun auch das Oberhausener Rathaus, ob Alkoholiker bald gegen Freibier die Oberhausener Innenstädte reinigen könnten. Suchtkranke, die sonst auf stadtbekannten Plätzen häufig unangenehm auffallen und nur schwierig anzusprechen sind, könnten sich freiwillig zur Putzkolonne melden und gegen einen Obolus, Tabak und eben kostenfreies Bier, fegen. Sie sollen eine Aufgabe erhalten, die City würde im gleichen Zuge sauberer.
Die hiesige regierende Ampelkoalition hat der Stadtverwaltung dieses umstrittene Projekt auf den Stundenplan geschrieben – auf Drängen der zweiköpfigen FDP-Ratsgruppe. Geschäftsführerin Regina Boos sieht darin einen Weg, dass die Suchtkranken „ihr Schicksal in die Hand nehmen und ihr Umfeld positiv beeinflussen“.
Hilfe vor allem am Altmarkt erhofft
Vor allem am Oberhausener Altmarkt sorgen Menschen, die vor der Herz-Jesu-Kirche öffentlich Alkohol konsumieren, immer wieder für Ärger. Kaufleute und Kirchgänger klagen über Müll, Krach und Pöbeleien. Ordnungshüter können bisher nur mit begrenzten Platzverweisen eingreifen.
Die Erfahrung zeige, dass Vertreiben allein nicht weiterhelfe, sagt Ercan Telli (SPD). „Diese Menschen sollten begleitet werden, durch einen Ansprechpartner.“ Das Essener Modell, dessen Teilnehmer 1,25 Euro für ihre Arbeit und über den Tag verteilt kostenfreies Bier erhalten, könnte aus seiner Sicht auch am Oberhausener Altmarkt zur Entspannung beitragen.
Am 22. April soll ein Vertreter der Stadt Essen im Sozialausschuss über gemachte Erfahrungen rund um den dortigen Willy-Brandt-Platz informieren. FDP-Frau Boos nennt vorab einige Erfolge aus Essen: „Viele der Teilnehmer verzichten auf den angebotenen Alkohol. Sie nehmen aber das Frühstück und ein kleines Entgelt entgegen.“
Skeptisch gegenüber dem Pilotprojekt sind die Oberhausener Grünen. Stefanie Opitz, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion, kritisiert, dass Alkoholikern überhaupt Bier als Belohnung für ihre Arbeit angeboten werden könnte. „Das ist äußerst fragwürdig.“ Dennoch wolle man sich dem Modell nicht gänzlich verschließen: „Wir sind offen für die Erfahrungswerte aus Essen.“