Oberhausen. . “Mehr, mehr, mehr!“ Elf Bands huldigen bei der elften Oberhausener Musik-Sommer-Nacht zeitlosen Hits des Rock. Tausende Fans tanzen in der Innenstadt.

Schritte. Tritte. Alles wirkt am Samstag vor den Bühnen der elften Musik-Sommer-Nacht in der Oberhausener Innenstadt wie aus dem Lehrbuch der Improvisation. Sie bewegen die Hüften. Kreisen die Körper, als hätten sie seit der musikalischen Geburtsstunde in den 80er Jahren jene Klänge nicht mehr gehört. „Rebel Yell“ von Billy Idol wird zum Soundtrack einer wuselig-schönen City-Party mit elf Bands, acht Bühnen und sechs Stunden Stillhalteverbot.

Der rebellierende Ruf nach „More, more, more“ („Mehr, mehr, mehr“), wie er im Zugabe-Klassiker des heute 59 Jahre alten britischen Musikers 1983 einen Gitarrenschlag weit prophetisch verarbeitet wurde, hört man immer wieder. Der alte Mann und das Mehr.

„Gestern Abend tanzte ein kleiner Engel über meinen Zimmerboden.“ Wahrscheinlich interessiert am Saporoshje-Platz gar nicht so viele Zuhörer eine Textanalyse. Tanzen, ja. Stubenhocker, lass’ mal lieber. Die Gruppe „Nockrock“ covert sich hier durch die Musikhistorie, belässt es nicht nur bei englischsprachiger Kost, sondern füttert eine dicht umlagerte Bühne mit deutschsprachigem Kult der „Ärzte“ und „Toten Hosen.

Streifzug durch das Publikum

An Tagen wie diesen — kann eigentlich alles passieren. Und tatsächlich. Der Altmarkt tanzt aus der Reihe. Gut so. Vor dem Gdanska wagen „Mr. Most Money Man“ sogar einen Streifzug durch das bewegungstolle Publikum. Wer hat schon Berührungsängste? Klatschen kann jeder. Abklatschen ist der Ausdruck vollkommener Glückseligkeit.

Auf der Bühne reicht die Altersspanne weit auseinander: Vor „Mr. Most Money Man“ bedient die junge Bluesrock-Combo „Erik Lengowski Trio“ überwiegend auffällig die Gitarren. Ein Hauch von Jimi Hendrix auf dem Altmarkt. Die Huldigung des Saiten-Meisters hat hier schließlich Tradition.

Überhaupt setzt das sehr gut besuchte City-Festival auf Zeitloses: „Time“ vor der äußerst wuseligen Bühne am Alten Hut, „Prime Time“ vor dem Extrablatt. Wer auf die Uhr schaut, ist ein Spielverderber.

Auch dufte: Die neue Bühne an der Ecke Elsässer Straße und Marktstraße, bei der das Aroma gerösteter Nüsse in die Nase steigt und bei geöffneten Türen der Kaufleute gleich noch manches Portemonnaie entlüftet wird. Raffiniert: Zur Begrüßung dieser neuen Bühne spielt die hiesige Rock-Gruppe „Welcome“.

Der Regen bleibt bis auf einen Schauer aus. Schirme dienen als Glücksbringer. Oldies, Rock, Pop, Blues — alles zu nennen, ist kaum möglich. Die Musik-Sommer-Nacht ist durch ihre Vielfalt ein Glücksfall für die City. Ein echt klangstarker!