Oberhausen. . Mikroplastik ist ein Problem. Es gelangt über den Haushalt in die Gewässer. Ralf Bertling vom Fraunhoferinstitut will das in Oberhausen ändern.
Es ist winzig klein und fester Bestandteil unseres Alltags. Es ist unter anderem in Sportkleidung, Kuscheldecken und im Duschgel – und irgendwann gelangt es ins Wasser. In Flüsse, Seen, Meere. Mikroplastik stellt Wissenschaftler und Umweltschützer vor eine große Herausforderung, denn Filteranlagen stoßen an ihre Grenzen, können die kleinen Partikel nicht vollständig aus dem Wasser sieben.
Das will Ralf Bertling ändern. Der 43-Jährige arbeitet am Forschungsinstitut Fraunhofer Umsicht an neuen Methoden, um Filteranlagen besser zu rüsten.
Im „Tatort Badezimmer“ fängt es an
Mikroplastik kann zu einer großen Gefahr werden. Die Forschung stecke zwar noch in den Anfängen, sagt Bertling. Aber man wisse bereits, dass das Material Schadstoffe aufnehmen kann, wenn es längere Zeit im Wasser schwimmt. Und die können letztlich wieder durch die Nahrungskette im menschlichen Körper landen.
Im „Tatort Badezimmer“ fängt es an, erklärt Bertling. Mikroplastik in Peeling-Duschgels oder in Fleece-Stoffen landen nach dem Duschen oder Waschen im Abwasser. Kläranlagen können es nicht vollständig filtern, es gelangt in den nächsten Fluss, danach ins Meer. Es reichert sich mit Schadstoffen an, Fische verschlucken es, das Tier landet auf unserem Teller, die Schadstoffe gelangen in unseren Körper.
Möglichst wenig Kunststoff nutzen
Mehr als 100 Millionen Tonnen Kunststoff-Abfälle schwimmen laut Schätzungen bereits in den Gewässern der Erde. Sechs Millionen Tonnen kämen jährlich hinzu, sagt Ralf Bertling. „Daran muss sich schleunigst etwas ändern!“
Er will nicht nur als Wissenschaftler seinen Beitrag dazu leisten. Sein Appell: Jeder Verbraucher sollte daran denken, möglichst wenig Kunststoff zu nutzen. Und den benutzten Kunststoff richtig zu entsorgen. Dünne Plastiktüten seien besonders schlimm. Auch sie gelangen in Gewässer, wenn sie achtlos weggeworfen werden. Dort zerfallen sie, verschwinden aber nicht: Das Material bleibt erhalten – in Form von Mikroplastik.
Untersuchen, informieren, aufklären
Ralf Bertling versteht seine Arbeit als ganzheitliches Projekt: Er will untersuchen, informieren, aufklären – und schließlich Probleme lösen. Bis er erste Ergebnisse vorweisen kann, wird es allerdings noch rund zwei Jahre dauern, schätzt Bertling. Denn bevor er Maßnahmen entwickeln kann, muss er erst einmal die Ausgangslage analysieren: Wo kommt das ganze Plastik her? Wie ist die Beschaffenheit? Was schaffen Kläranlagen, wo stößt die Technik an ihre Grenzen?
Auch geeignete Messmethoden muss er erst einmal entwickeln, denn standardisierte Verfahren gebe es bislang nicht, sagt er.
Mit seiner Arbeit will Bertling einen Beitrag leisten, der auch hiesigen Kläranlagen und Verbrauchern helfen könnte, Mikroplastik im Wasser zu reduzieren – und so die Umwelt zu schonen.