Oberhausen. . Die XXXL-Gruppe, die das Möbelhaus Rück vor über einem Jahr erwarb, steht weiter in der Kritik. Das Unternehmen verteidigt sich.
Der rote Stuhl, mit dem das Möbelhaus Rück seit der Übernahme durch die XXXL-Gruppe vor dem Haus wirbt, hat für etliche Mitarbeiter eine negative Symbolkraft: Sie sollen vor die Tür gesetzt werden. Der Betriebsrat spricht von mittlerweile 95 Beschäftigten. Er wirft der Geschäftsleitung zudem vor, mit ihm nur mangelhaft zusammenzuarbeiten und ihm wichtige Unterlagen vorzuenthalten.
Der Hintergrund: „Ab dem 1. August erhalten die zwei Gesellschaften, in denen die Kollegen vom Einrichtungshaus im Schlad derzeit noch angestellt sind, keine Aufträge mehr“, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Dirk Klimaschewski.
Knapp 150 Personen arbeiten derzeit im Verkaufshaus
Die Unternehmensleitung begründe dies mit der prekären wirtschaftlichen Situation des Hauses. Von einer Schließung ist allerdings nicht die Rede, denn andere, bereits bestehende Gesellschaften der XXXL-Gruppe übernehmen im August den Job. Dies bestätigt auch das Unternehmen. Unterschiede gibt es allerdings bei der Frage, wie viele Mitarbeiter freigestellt und nach Abschluss des Interessenausgleichs gekündigt werden. XXXL-Pressesprecher Julian Viering spricht von etwa 50 Mitarbeitern.
Derzeit arbeiten im Verkaufshaus knapp 150 Personen, in Vollzeit oder in Teilzeit. Eine große Anzahl habe in den letzten Tagen und Wochen in Eigeninitiative mit den vorhandenen und zukünftig beauftragten Gesellschaften Arbeitsverträge geschlossen, schreibt Viering auf Nachfrage. „Aktuell konnten bereits 71 Mitarbeiter in ein Arbeitsverhältnis zu den ab dem 1. August eingesetzten Gesellschaften vermittelt werden.“ Sie hätten zwar neue Arbeitsverträge erhalten, jedoch mit Konditionen, „die denen des früheren Arbeitsverhältnisses entsprechen“. Dabei seien natürlich auch die Regelungen aus Betriebsvereinbarungen zu beachten, „die mit den Betriebsratsgremien der zukünftig im Verkaufshaus Oberhausen tätigen Gesellschaften getroffen wurden“.
Betriebsrat Klimaschewski malt ein völlig anderes Bild: „Erstens geht es nicht um 50, sondern um 95 Beschäftigte. Zweitens vermuten wir, dass man unliebsame und/oder langjährige und damit teurere Vollzeit-Mitarbeiter loswerden möchte. Drittens haben wir trotz Nachfrage keine Unterlagen zur wirtschaftlichen Situation des Hauses erhalten.“
„Die Stimmung in der Belegschaft ist miserabel“
Verbitterung, Enttäuschung und Wut über den Rück-Eigentümer XXXL machen sich Luft beim Pressegespräch, zu dem für Montag Verdi-Sekretärin Isabella Hillig ins DGB-Haus eingeladen hat. „Wenn ich arbeitslos werde, bin ich als Rentnerin ein Soziafall. In meinem Alter stellt mich doch keiner mehr ein,“ sagt Rück-Mitarbeiterin Heike Tegründe. Und ein Kollege stellt fest: „Wir haben Rück mit aufgebaut, jetzt will man uns loswerden.“ Was sie und Gewerkschaftssekretärin Hillig nicht verstehen können: „XXXL kauft ein Möbelhaus nach dem anderen. Dafür ist Geld da. Für gut ausgebildete Mitarbeiter und Vollzeitkräfte aber nicht.“ Die Stimmung in der Belegschaft sei mies.
Zahlen zum Umsatz?
Dabei habe es nach dem Verkauf von Rück vor gut einem Jahr ganz gut ausgesehen. „Immer wurde betont, dass die Konditionen der Arbeitsverträge gültig bleiben“, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Dirk Klimaschewski. Noch im März habe die Geschäftsleitung von richtig guten Umsatzzahlen gesprochen. Es habe sogar Extra-Rabatte für Angehörige von Mitarbeitern gegeben. „Und im Mai haben wir noch ein Fest gefeiert.“ Kaum einen Monat später dann der Umschwung: Der Umsatz hätte sich deutlich verschlechtert. Das Ansinnen, 50 Entlassungen ohne Sozialauswahl zuzustimmen, habe man abgelehnt. „Es waren lauter Vollzeitstellen. Kollegen mit langjähriger Betriebszugehörigkeit, Schwerbehinderte, Ehepaare, die beide lange schon bei Rück arbeiten.“ Belastbare Unternehmenszahlen habe man bis heute nicht erhalten.
Das Unternehmen bestreitet dies: „Der Wirtschaftsausschuss hat alle geforderten Unterlagen zur wirtschaftlichen Situation erhalten“, so Pressesprecher Julian Viering. „Dazu gehören insbesondere Bilanzen und Aufstellungen zu den Personalkosten. Dies ist sogar über das gesetzlich notwendige Maß hinaus geschehen.“ Bis Freitag, 31. Juli, gäbe es drei Verhandlungstermine. „Die Arbeitgeberseite hat die berechtigte Hoffnung, eine schnelle Lösung zum Wohle der betroffenen Mitarbeiter zu finden.“ Man wird sehen.