Oberhausen. . Flamur Gashi lernt intensiv Deutsch, damit er Wirtschaftswissenschaften studieren und später eine eigene Familie gründen kann.
Konzentriert sitzt Flamur Gashi am Wohnzimmertisch und lernt Vokabeln, übt den Satzbau und füllt Lückentexte aus. Der ehrgeizige junge Mann, der seit Ende Januar mit seinen beiden jüngeren Schwestern und den Eltern in der Flüchtlingsunterkunft an der Bahnstraße lebt, besuchte zwei Monate einen Deutsch-Intensivkurs in Schmachtendorf. Denn der 20-Jährige hat ein großes Ziel: Er möchte Wirtschaftswissenschaften studieren und später als Informatiker arbeiten – sein Traumberuf. Doch seine Zukunft ist ungewiss, denn sein Asylantrag wurde bislang noch nicht anerkannt.
Sein Deutsch ist zwar holprig, aber gut verständlich: Der 20-Jährige war als Kind schon einmal in Oberhausen, als er 1995 das Licht der Welt erblickte. Doch der junge Mann wurde mit seiner Familie nach kurzer Zeit zurück in den Kosovo geschickt, es bestehe keine Gefahr mehr für Leib und Leben, hieß es von den Behörden: „Wir hatten einfach keine Wahl“, so Vater Halil Gashi. Da war Flamur gerade mal zwei Jahre alt. Im Kosovo angekommen, waren Arbeitslosigkeit, Armut und Perspektivlosigkeit ständige Begleiter.
Mittelfeldspieler bei GW Holten
Doch Flamur ließ sich davon nicht aufhalten: „Ich wollte es unbedingt schaffen“, erzählt er. So besuchte der aufgeschlossene Mann eine Schule für Ökonomie, Technik und Finanzen, machte schließlich die Fachhochschulreife. Keine Selbstverständlichkeit, besteht im Kosovo eine Schulpflicht nur von der ersten bis zur neunten Klasse (Grundschule). Der Besuch einer anschließenden Berufsschule oder der gymnasialen Oberstufe ist hingegen freiwillig.
„Eine gute Schulausbildung ist uns für unsere Kinder aber sehr wichtig, damit sie eine Arbeit finden und eine Zukunft haben“, sagt der Vater. Doch ein Studium an einer der staatlichen Hochschulen war für Flamur unmöglich: „Uns fehlte das Geld, um ihm einen Studienplatz oder eine teure Privatschule zu bezahlen – die Entscheidung war nicht einfach “, erinnert sich der Vater.
Leidenschaftlicher Fußballspieler
Der 20-Jährige ist seit seiner Kindheit ein leidenschaftlicher Fußballspieler, hat im Kosovo jede freie Minute mit seinen Freunden auf dem Fußballplatz verbracht. Kein Wunder also, dass er sich kurz nach der Ankunft in der hiesigen Flüchtlingsunterkunft bei Grün-Weiß-Holten angemeldet hat. „Ich spiele dort im Mittelfeld und das Training macht mir sehr viel Spaß“, erzählt Flamur. Er fühlt sich angekommen und gut aufgenommen.
Die Antwort auf die Frage nach seinem Lieblings-Fußballverein kommt wie aus der Pistole geschossen: „Ganz klar: Inter Mailand“, sagt er lachend. Doch sein großer Traum ist längst keine Karriere als Fußballspieler: „Ich möchte unbedingt als Informatiker arbeiten. Die Arbeit mit Computern und der Software finde ich echt klasse“, schwärmt der 20-Jährige. Deshalb hofft Flamur auf einen Studienplatz für ein Wirtschaftsstudium: „Damit habe ich gute Chancen, eine Arbeit zu finden.“ Denn Flamur ist sich sicher: „Ich möchte später eigenes Geld verdienen und auch eine Familie gründen.“