Oberhausen. Peter Gremnitz macht die Arbeit als Komparse Spaß. Der 75-Jährige ist jetzt der Geist im Hamlet am Theater Oberhausen.
Peter Gremnitz war schon Jurist, Leiche, Bayern-München- und 1860er-Fan – seit Anfang des Jahres ist er Geist. Der 75-Jährige Oberhausener mit dem Geburtsort München spielt als Komparse in der aktuellen Hamlet-Inszenierung am Theater Oberhausen mit. Zwei Dinge hat er da gelernt: Still zu sitzen, ist echt anstrengend, und Theaterschauspieler ist ein Beruf, vor dem man höchste Achtung haben muss. „Was die Schauspieler leisten müssen, wie viel Text die sich merken, welche Bewegungen, wie sie ihre Rolle darstellen, das ist unglaublich – da ziehe ich meinen Hut vor.“
Gremnitz kann das beurteilen, denn vor seinem Theater-Debüt hat er schon in zwei Spielfilmen mitgewirkt: „Kleine Morde“ und „Landauer“. Der Vorteil für die Filmschauspieler: „Die können Szenen wiederholen, so lange, bis sie sitzen. Auf der Theaterbühne geht das nicht, da hat man keine weite Chance.“
Feiern mit den Profis
Zu Hamlet kam er über eine Zeitungsannonce. „Ich meldete mich, erhielt einen Termin, sprach ein, zwei Sätze vor, dann war die Sache klar.“ Wobei: „Sagen muss ich in dem Stück ja nichts.“ Aber sitzen, lange sitzen, schweigen, aufstehen, dann wieder lange sitzen, ganz still sein und nicht bewegen. „Man kann sich nicht vorstellen, wie anstrengend das ist, sich nicht zu bewegen. Außerdem hat man noch eine Maske auf. Und da drunter schwitzt du wie verrückt. Nach den Proben war ich abends regelrecht kaputt.“
Mittlerweile hat er sich dran gewöhnt. Und er hat einen Trick entwickelt: „Auf der Drehbühne steht ein Totenkopf. Wenn der genau vor mir ist, so dass mich kein Zuschauer sieht, heb ich ganz kurz die Maske an und wisch mir den Schweiß ab.“
Mit den Profis auf der Bühne kommt er super aus – auch mit Regisseur Pedro Martins Beja. „Die Premiere haben wir zusammen im Falstaff gefeiert. Der Pedro ist echt in Ordnung.“ Am Theater duzt man sich.
Mal Bayern-Fan, mal 1860er-Fan
Beim Film geht es da unpersönlicher zu. Das ist aber auch kein Wunder, schließlich sind an den Dreharbeiten sehr viele Menschen beteiligt – vor und hinter der Kamera. Gremnitz’ Einstieg in die Komparserie war ein Film: „Kleine Morde“, ein Psychothriller. „Der ist zum Teil hier im Oberhausener Rathaus gedreht worden, der Ratssaal wurde zum Gerichtssaal. Ich musste extra meinen guten Anzug anziehen, weil ich einen Juristen spielte. Der wurde dann erschossen. Bauchschuss. Ende.“ Eine Woche dauerten die Dreharbeiten an der Schwarzstraße. Wie lange er im Film zu sehen ist? „Vielleicht drei Sekunden.“ Mit Schauspieler Udo Schenk habe er sich zwischendurch mal kurz unterhalten. Und? „Ein netter Kerl.“
Kaum länger ist Gremnitz in „Landauer – Der Präsident“ zu sehen, der teilweise in Essen aufgenommen wurde. Der Film setzt Kurt Landauer ein Denkmal, der den FC Bayern zu seiner ersten Meisterschaft führte und der, als verfolgter Jude, den Verein nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufbaute. „An einem Drehtag war ich ein Bayern-Fan mit roter Fahne, ich bin dabei, als Landauer 1947 erneut zum Präsidenten gewählt wird. An einem anderen Drehtag war ich 1860er-Fan mit blauer Fahne beim Spiel gegen die Bayern.“
"Eine schöne Abwechslung"
260 Komparsen sorgten für Münchner Derby-Atmosphäre im Stadion des Kreisligisten TuS Helene Essen.
Seinen jüngsten Einsatz als Filmkomparse hatte Peter Gremnitz auf der Halde Haniel für „The Creation/Die Schöpfung“ des renommierten Künstlers Julian Rosefeldt. Der ist derzeit für Filmaufnahmen im Ruhrgebiet unterwegs. Das Bildmaterial wird später Teil einer Filminstallation.
Lohnt sich das Komparsensein eigentlich finanziell? „Für ,Kleine Morde’ bekam ich 15 Euro am Tag, beim Theater ist es pro Aufführung nicht mehr.“
Warum er denn mitmacht? „Das ist eine schöne Abwechslung und interessant ist es auch noch.“
Pedro Martins Bejas Hamlet-Inszenierung ist übrigens in der kommenden Spielzeit, die im September beginnt, wieder im Programm.