Oberhausen. . Beim zweiten Gasometergespräch in Oberhausen ging es um das Thema Schönheit. Kabarettistin Gerburg Jahnke plauderte mit Buchautor Ulrich Renz.

Ach, so machen die das?! Ein Klebestreifen hier, einer da, Augenlid nach oben, Falten nach hinten, Haare drüber, fertig. Gut, dass wir Frau Jahnke haben, die gerne aus dem Nähkästchen plaudert und verrät, wie Frauen im Fernsehgeschäft ihre Falten verstecken. Erfahren haben wir die ungeschönte Wahrheit beim zweiten Gasometergespräch in der Oberhausener Kulttonne. Was ist Schönheit? Gute Frage. Nachgegangen sind ihr an diesem Abend Kabarettistin Gerburg Jahnke und Buchautor Ulrich Renz.

Rund 200 Zuschauer kamen am Mittwochabend in den Gasometer. Sie erlebten witzige, unterhaltsame, informative und anregende 90 Minuten. Es wurde diskutiert und gefachsimpelt, geschimpft und gelästert.

„Unterernährte Bulimistinnen“

Frau Jahnke hält mit ihrer Meinung bekanntlich ungern hinterm Berg. Und so durften alle mitanhören, was sie von TV-Topmodels, den „unterernährten Bulimistinnen“, hält. Wie gut, dass wir im Gasometer waren und nicht im amerikanischen Fernsehen. Statt eines kleinen Exkurses über Heidi Klum hätten wir wohl nur ein langes Piepgeräusch gehört.

Gerburg Jahnke hat der Gesprächsrunde gut getan, ihr den nötigen Witz und Charme verliehen. Denn natürlich ging es auch um ernsteres. Um Mädchen, die den medialen Druck nicht aushalten und einem gesellschaftlich vermittelten, falschen Schönheitsideal nacheifern. Mädchen, die an sich rumschnippeln lassen oder ihrem Körper Schaden zufügen, weil sie nicht zufrieden mit ihm sind.

Milliarden für die Schönheit

Die deutlichen Worte von Gerburg Jahnke kamen gut an. Für ihren Gesprächspartner Ulrich Renz gab es vom Publikum in der abschließenden Diskussionsrunde dagegen leichte Kritik: „Zu weichgespült“ fand eine Besucherin die Diskussion. Sie hätte sich mehr Kontroverses gewünscht. Zum Beispiel zum Thema Botox. Die Schönheitsindustrie sei ein Milliardengeschäft. Es gehe immer nur ums große Geld, ganz egal auf wessen Kosten gescheffelt wird. „Das darf man nicht schönreden.“

Eine klare Antwort darauf, was Schönheit denn nun ist, gab es nicht. Unser Empfinden hänge schließlich von vielen Parametern ab, erklärte Autor Ulrich Renz („Schönheit. Eine Wissenschaft für sich“). Symmetrische Gesichter ziehen uns zum Beispiel an. Und große Augen. „Sie wecken ein Gefühl der Vertrauenswürdigkeit“, erklärte Renz. Mit der Realität habe das aber nichts zu tun.

Apropos große Augen: Wie fühlt es sich denn an mit hochgeklebten Augenlidern und gestrafftem Gesicht? „Scheiße, man kann gar nicht lachen“, sagt Gerburg Jahnke, die mit Falten eh viel besser aussieht als glattgezurrt.

Nächster Termin am 18. Juni

Das nächste Gespräch im Rahmen der Reihe „Abends im Gasometer“ gibt’s am 18. Juni. Zu Gast sind der Maler und Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi und seine Frau Helene. Los geht es um 19.30 Uhr, der Eintritt beträgt 15, ermäßigt 12 Euro. Einlass ist um 18.30 Uhr, der Gasometer schließt um 22 Uhr.

Vor und nach der Gesprächsrunde besteht die Möglichkeit, die zu besuchen. Auch die beeindruckende Videoinstallation wird zu sehen sein.