Oberhausen. . Der Berliner Björn Speidel ist Kurator der 61. Oberhausener Kurzfilmtage. Er beschäftigt sich mit den Möglichkeiten der mehrdimensionalen Darstellung.
„Ich halte die Möglichkeiten der Stereoskopie im Film für so kraftvoll wie die von Ton oder Farbe“, sagt der Berliner Medienkünstler Björn Speidel und zeigt damit, welches Gewicht er der mehrdimensionalen Darstellung beimisst. In diesem Jahr ist der Filmemacher und künstlerische Mitarbeiter der Berliner Universität der Künste Kurator der Oberhausener Kurzfilmtage. Diese führt er mit dem Thema „Das dritte Bild – 3D-Kino als Experiment“ erstmals in die dritte Dimension.
„Die Organisatoren der Kurzfilmtage haben sich einfach bei mir gemeldet,“ sagt Speidel ganz lapidar, wie es zu seinem Gastspiel Oberhausen gekommen sei. Dabei war die Verpflichtung des Berliners wohl eher ein wohlüberlegter Glücksgriff der Verantwortlichen, denn der moderne „3D-Veteran“, der sich schon seit der Jahrtausendwende mit dem Thema „räumliche Darstellung“ beschäftigt, beschert den Kurzfilmtagen einen neuen Superlativ: Die Kurzfilmtage sind weltweit das erste Mainstream-Kurzfilm-Festival, das seinen Schwerpunkt auf 3D legt. Dabei steht nicht das massentaugliche 3D-Blockbuster-Kino für Björn Speidel im Vordergrund, vor allem künstlerische Experimente haben es ihm angetan. Trotzdem schaue er selbst aber auch mal gerne die „große 3D-Action-Schlachtplatte“, denn die Hightech-Produktionen aus Hollywood hätten durchaus auch einen Einfluss auf seine Arbeit ausgeübt, wie er im Gespräch erklärt: „Der Film Avatar war für mich zum Beispiel bahnbrechend, weil er für eine flächendeckende Verbreitung von digitaler 3D-Technik gesorgt hat“, erzählt der Berliner und ergänzt: „Das hat natürlich die Möglichkeiten, auch für andere Filmemacher, enorm erweitert.“
Wohlüberlegter Glücksgriff
Vorher war im Bereich 3D vor allem die „anaglyphe“ Technik, dazu zählt etwa die klassische rot-grüne oder auch rot-blaue Folienbrille, verbreitet. Doch auch die findet sich in Speidels Filmauswahl durchaus noch wieder: „Natürlich liebe ich schon die modernen, scharfen Digitalbilder. Aber mir gefällt auch Material in klassischen Formaten.“ Im Programm der Kurzfilmtage befinden sich sogar einige Werke, die bewusst noch auf die ältere, aber dafür simplere Technik setzen: „Es gibt einige Filmemacher, die setzen anaglyphe Technik als Stilmittel ein,“ erklärt Speidel und sieht dabei auch Parallelen zur Darstellung von modernen Filmen in Schwarz und Weiß: „Es verhält sich mit der 3D-Technik so, wie vorher mit dem Ton- oder auch Farbfilm.
Die Filmemacher nutzten die neuen Möglichkeiten zunächst, um den Realismus ihrer Darstellung noch weiter zu steigern. Im Anschluss aber auch, um neue Ausdrucksformen zu generieren.“ Das Thema 3D sieht der Kurator dabei, trotz der schon großen Bandbreite, aber noch nicht voll ausgeschöpft: „In Zukunft wird die räumliche Darstellung für uns sogar so normal sein, wie es die heutigen 2D-Bilder im Moment sind,“ ist sich Speidel sicher.