Oberhausen. Ausstellung zeigt Bilder von Herbert List aus dem Thyssen-Krupp-Archiv. „Licht über Hamborn“ in der Walzhalle im LVR-Industriemuseum.

Der Münchener Bildjournalist Herbert List war in der 50er Jahren einer der profiliertesten deutschen Fotografen, doch mit Industriefotografie hatte er nichts zu tun, bis er den Auftrag der August Thyssen- Hütte annahm, Foto-Reportagen im und rund um das Werk zu erstellen. Vier Mal hat er Duisburg-Hamborn zwischen 1954 und 1959 besucht, in Oberhausen ist er wohl nie gewesen.

Und doch gehören seine 65 aus 250 ausgewählten Arbeiten aus dem Konzernarchiv „einzig und allein hierher“, sagte Anne Henk-Hollstein, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, bei der Eröffnung der List-Ausstellung im LVR-Industriemuseum. „Licht über Hamborn“ ist Titel der Präsentation auf der Galerie der Walzhalle des Museums im Zentrum Altenberg.

Die eindrucksvollen, künstlerisch hochkarätigen Aufnahmen in Schwarz und Weiß mit dem für Lists Fotografie charakteristischen Spiel mit dem Licht zeigen die Arbeitswelt nach Kriegszerstörung und Demontage und den dem Wirtschaftswunder entgegen strebenden Wiederaufbau der Hütte. Wie Helden hat List die Arbeiter porträtiert, den Mischermann Franz Meyer, den Elektroschweißer Hans Muszynski, den Steuermann des Walzgerüsts auf der Blockbrammenstraße. Wie einen Opernsänger hat er den Schmelzer Heinrich Kirchner in Szene gesetzt, der bei der Arbeit Hut anstatt Helm trägt.

Arbeiter wie Helden porträtiert

Wie edle Baukunst erscheint die Industriearchitektur, das Thomas-Stahlwerk mit der Silhouette des Stadtteils Marxloh oder der Wasserturm an der Alsumer Straße mit Hochofennlage als Hintergrund. Wunderschön sind die Aufnahmen vom Werkhafen Schwelgern. Wie konnte es einem Mann, der nachweislich diese Umgebung verabscheute – bei seinem vierten Besuch verlangte er, in Düsseldorf anstatt in Duisburg zu wohnen, weil er sonst Depressionen bekomme – gelingen, sie so prächtig in Szene zu setzen? „Er hatte die nötige Distanz“, ist Anne Henk-Hollstein überzeugt. „Sie schützt uns vor Fehlinterpretationen.“

Wer die List-Ausstellung besucht, der reist zwar sechs Jahrzehnte zurück in die Vergangenheit. Er wird dennoch mit etwas konfrontiert, was ihm vertraut erscheint. „Wir finden solche Kulissen im Ruhrgebiet trotz des Strukturwandels noch immer , wenn auch auf wenige Standorte konzentriert, meistens am Rhein“, sagt Anne Henk-Hollstein. Und: „Industriefotografie hat in den LVR-Industriemuseen nach wie vor einen hohen Stellenwert.“