Oberhausen. Neue Medien gewinnen immer mehr an Bedeutung. Oberhausener SPD und CDU begrüßen Vorstoß im Bund. Eine schnelle Umsetzung vor Ort ist aber nicht in Sicht.

Tablets, Notebooks, Smartphones und dazu eine komplette Netzwerkumgebung – was in vielen Oberhausener Haushalten schon zum Standard gehört, ist an den Schulen in der Stadt noch immer nicht selbstverständlich. In der Versorgung mit digitalen Lernmitteln, aber auch in der Ausbildung im Umgang mit Neuen Medien und digitaler Infrastruktur klaffen in Oberhausen teilweise noch große Lücken. Die Fraktionen von CDU und SPD im Bund möchten nun per Antrag an die Bundesregierung den digitalen Rückstand beheben. Doch die Reaktionen auf den Vorschlag aus Berlin fallen vor Ort durchaus gemischt aus.

Probleme beim Service

Bei den betroffenen Schulen bleibt man aber auch trotz der neuen Pläne aus Berlin eher skeptisch, schnelle Fortschritte beim Thema Digitalisierung erzielen zu können. Das ergab etwa eine Nachfrage am Bertha-von-Suttner-Gymnasium. Schulleiter Michael von Tettau: „Wir müssen zugeben, dass wir an unserer Schule relativ spät in das Thema Neue Medien eingestiegen sind. Jetzt haben wir das Problem, dass unsere Bemühungen diesen Rückstand schnell wieder aufzuholen, von der Stadt teilweise nicht ausreichend schnell gefördert werden können“.

Der Schulleiter sieht dabei nicht nur ein Problem in der zeitnahen Beschaffung von Materialien, sondern vor allem auch bei Personal und Service. „Wir sind hier eben nicht in der Lage, Reparaturen selbst durchzuführen. Fällt ein Gerät aus, haben wir dafür meistens keinen Ersatz. Hier wäre dann ein schneller Service seitens der Stadt notwendig, um eine reibungslose Nutzung zu garantieren, für den es aber wohl kein entsprechendes Personal gibt“. Nur eines von vielen Problemen, das Schulleiter von Tettau als stellvertretend für die Differenz zwischen politischem Anspruch und Realität sieht: „Es wird viel von der Politik versprochen und gefordert, mit der Umsetzung hapert es dann aber immer wieder.“

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Von Denise Ludwig

Problematik durch Nothaushalt

Für diesen Unterschied macht Klaus Kösling, Mitglied im Schulausschuss für die Oberhausener SPD-Fraktion, vor allem die schlechte finanzielle Situation der Kommune verantwortlich. „Der Nothaushalt ist eine bekannte Tatsache“, sagt der 51-Jährige und ergänzt: „Die Kommunen bekommen immer mehr Aufgaben vom Bund zugewiesen und müssen dann zusehen, woher ein Großteil der Finanzierung kommt - teilweise auch beim Thema Digitalisierung.“ Ansonsten begrüßt Kösling den Antrag seiner Partei im Bund: „Weit über 90 Prozent der Menschen leben heute mit Smartphones, Tablets und anderen Geräten - da ist es nur konsequent, die digitale Bildung endlich massiv zu stärken. Gleichzeitig muss jetzt aber eben auch über eine angemessene finanzielle Beteiligung des Bundes nachgedacht werden“.

Bei der Oberhausener CDU-Fraktion steht man ebenfalls voll hinter dem Vorstoß aus dem Bund, sieht das Thema aus kommunalem Blickwinkel gleichzeitig aber auch als nur eines von vielen drängenden Problemen im Bereich der Bildung. Die schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Simone-Tatjana Stehr: „Wenn ich sehe, dass wir an manchen Schulen nicht einmal Grundlegendes hinbekommen, etwa eine vernünftige Reinigung der Toiletten, dann frage ich mich schon, ob wir hier nicht zunächst mal andere Prioritäten haben“, sagt die Ratsfrau. „Das bedeutet aber nicht, dass mir das Thema nicht wichtig ist. Im Gegenteil, digitale Kompetenzen ordentlich zu vermitteln halte ich für absolut erstrebenswert - aber zunächst müssen eben auch die Grundlagen dazu passen.“ Insgesamt sieht man bei der CDU einen langen Weg bis zu einer ordentlichen Lösung.

Medienentwicklungsplan in Arbeit

Wie lang dieser Weg sein kann, verdeutlicht auch die Umsetzung des Themas bei der Stadt. Im vergangenen September wurde von der Stadtverwaltung eine Bestandsaufnahme angesetzt, welche die bisherige IT-Infrastruktur an den Oberhausener Schulen grundlegend erfassen sollte. Gleichzeitig wurde eine Kostenanalyse mit externen Beratern auf den Weg gebracht, die bis zum Ende des vergangenen Jahres wichtige Erkenntnisse darüber liefern sollte, wie bezahlbar nachgebessert werden könnte. Folgen sollte dann ein Medienentwicklungsplan, der Möglichkeiten aufzeigen sollte, wie die technische Ausstattung auch mit entsprechenden Lehrkonzepten unterfüttert werden könnte. Doch verwertbare Ergebnisse lassen bis heute auf sich warten: „Neue Erkenntnisse zur öffentlichen Präsentation liegen, Stand heute, noch nicht vor“, wie Stadtsprecher Uwe Spee auf Anfrage der NRZ sagte.