Oberhausen. Daniel Schranz (CDU) arbeitet als Landesbeauftragter bei der Adenauer-Stiftung. Ein toller Job, aber er will 2015 lieber Oberbürgermeister werden.

Das Büro von Daniel Schranz liegt nur wenige Minuten zu Fuß von der Düsseldorfer „Kö“ entfernt. Zwischen Banken und Geschäften hat die Konrad-Adenauer-Stiftung das erste Geschoss eines Altbaus eingemietet, in dem Schranz als Landesbeauftragter der CDU-nahen politischen Stiftung arbeitet. Hohe Decken, helle Räume, zwischen buschigem Ficus und Schreibtisch geht es zu einer kleinen Terrasse – es gibt sicher unangenehmere Arbeitsumfelder.

Schranz will trotzdem noch in diesem Jahr einen neuen Job antreten: Der 40-jährige langjährige CDU-Fraktionschef will der erste CDU-Oberbürgermeister nach über 60 Jahren SPD-Mehrheit in Oberhausen werden. Am 13. September entscheiden die Wähler.

Bis zu 100 Veranstaltungen im Jahr

Während die Arbeitsstätte seines direkten Gegenkandidaten, Kämmerer Apostolos Tsalastras (SPD), im Rathaus vielen Oberhausenern bekannt ist, tritt Daniel Schranz beruflich kaum in seiner Heimatstadt auf. Seit 2009 arbeitet er vor allem am Niederrhein für die Adenauer-Stiftung, eine der sechs großen politischen Stiftungen. Sie alle stehen bestimmten Parteien nahe, arbeiten für die politischer Bildung, vergeben Stipendien, erstellen Studien und machen Entwicklungsarbeit im Ausland – finanziert mit Millionen vom Bund.

Zweiter Anlauf fürs Amt

Der im Oktober 1974 geborene Daniel Schranz schloss im Jahr 2000 sein Studium der Neueren Geschichte, Wirtschaftsgeschichte und Politikwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf ab. Zwei Jahre blieb er an der Universität als wissenschaftlicher Mitarbeiter, ehe er als Prokurist im Unternehmen seiner Schwiegereltern, dem alteingesessenen Einrichtungshaus Hülskemper, arbeitete. 2009 wechselte er zur Konrad-Adenauer-Stiftung. Er hat drei Kinder.

Schranz ist seit 2001 CDU-Ratsfraktionschef. Er kandidiert zum zweiten Mal als Oberbürgermeister.

Mit seinem fünfköpfigen Team organisiert Daniel Schranz für die Adenauer-Stiftung jährlich bis zu 100 Veranstaltungen zur politischen Bildung – von der kleinen Lesung bis zu Debatten vor 400 Gästen mit EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD). „Bei diesen Veranstaltungen merkt man schnell, wie politische Entscheidungen bei Bürgern ankommen und was ihnen besonders unter den Nägeln brennt“, sagt der Oberhausener. Er sei wie ein Seismograph, der Meinungen einfängt, ein Gefühl für Stimmungen entwickelt, auch in Parteien und Landtagsfraktionen, die er besucht.

Seinen Arbeitsplatz schätzt Schranz. „Es gibt wenige Jobs, die so interessant sind wie dieser“, sagt er, nicht ohne unerwähnt zu lassen: „Der des Oberbürgermeisters gehört dazu.“ Der Stimmungsfänger rüstet sich zum Stimmenfang.

Urlaub für den Wahlkampf

Als Student ist Schranz zur Adenauer-Stiftung gekommen. Bis 2000 war er Stipendiat, schätze neben dem Büchergeld vor allem die Weiterbildung in Form von Seminaren. Eine Schule, die auch so erfolgreichen CDU-Politikern wie Bundesminister Peter Altmaier zuteilgeworden ist.

Schranz selbst betont, Parteiengagement und Stiftungsarbeit streng voneinander zu trennen. Für die ehrenamtliche Fraktionsarbeit stellt ihn sein Arbeitgeber zwar frei – wie andere Chefs das auch tun. Für die Parteiarbeit wiederum engagiere er sich in seiner Freizeit. In der heißen Wahlkampfzeit um den Posten des Oberbürgermeisters werde er sich Urlaub nehmen.

In Schranz’ Büro finden sich auch keine Wahlplakate. Neben Kunstwerken und Buntstiftmalereien seiner Kinder hängt eine Aufnahme des ersten deutschen Bundeskanzlers und Namensgebers der Stiftung. Was ihn an Konrad Adenauer beeindrucke, darüber könnte Schranz länger sprechen. Auch sagt der CDU-Politiker: „Adenauer war jemand, der sich nicht verbogen hat und der für seine Sache eingestanden ist.“