Oberhausen. James Last spielt vor 3000 Fans ein Konzert in der Oberhausener Arena: Der Komponist ist mit leichten Orchester-Arrangements auf seiner letzten Tournee.

Abschiede können nur einen knappen Moment dauern – oder lange nachhallen: James Last hat sich bei seiner letzten Tournee eindeutig für die zweite Variante entschieden. 17 Konzerte spielt der gebürtige Bremer alleine im April. Sein Motto: „Gestern: London. Morgen: Frankfurt. Und heute: Oberhausen!“ Am Samstag hörten knapp 3000 Fans in der König-Pilsener-Arena: „Non Stop Music!“

Der große Mann des leichten Orchester-Arrangements sagt zweieinhalb Stunden mit einem Querschnitt seiner Werke „Danke“. James Last, den seine Fans immer noch liebevoll „Hansi“ nennen, genießt sichtlich den Applaus, doch die Strapazen sieht man dem 85-Jährigen an. Noch im vergangenen Jahr retteten die Ärzte mit einer Not-Operation sein Leben.

James Last und 208 Goldene Schallplatten

Doch ein Abschied ohne Tournee? Undenkbar, der Bandleader lebt zu sehr für diesen Augenblick: Vorhang auf! Gruß in die Menge! Großes Hallo, das Orchester mit Sängern, Bläsern und Streichern im Rücken. Die quäkenden Stimmen der Gruppe „Fettes Brot“ ebnen ihm den Weg auf die Bühne. Diesmal kommen die Töne der Hamburger Hip-Hopper vom Abspielgerät. Vor 16 Jahren stand er mit den jungen Musikern für die ZDF-Hitparade auf der Bühne. Das alles sind Wimpernschläge einer mehr als 50-jährigen Karriere mit 208 Goldenen Schallplatten. James Last mochte sich nie ausruhen.

„Echo“ fürs Lebenswerk und ein Song für Elvis

James Last sammelte reichlich Preise und Auszeichnungen, darunter: „Goldene Europa“, „Platine Stimmgabel“, „Echo“ fürs Lebenswerk.

Er kooperierte mit großen Kollegen. So schrieb er für Elvis Presley „Fool“. Auf „They call me Hansi“ wirkten Tom Jones, RZA, Luciano Pavarotti, Nina Hagen, Herbert Grönemeyer mit.

Mit seinen weichen Streichern und Bläsern erklingen im Konzert nicht nur die Klassiker: Er mischt gewohnt die Moderne mit seinem ureigenen orchestralen Sound. Manchmal eigenwillig arrangiert, aber nie miefig. „Wir machen Pop und Klassik“, sagt er. „Da ist für jeden etwas dabei. Singt, tanzt, lacht. Macht, was ihr wollt!“

Als der erste Walzer erklingt, wird die Bühne von Tanzpaaren umlagert. Die bunten Regenschirme mit Frosch- und Entengesichtern tragen die Fans wie selbstverständlich seit Jahrzehnten bei der Polonaise durch den Innenraum. „Happy Sound!“ Unvergessenes aus den 70er und 80er Jahren.

Bandleader bringt seine Orchester-Solisten ins Spiel

Die Ansprachen ans Publikum fallen ihm nun schwerer, manchmal stockt die Stimme, das Fingerschnippen ist als Markenzeichen geblieben. In den ersten Konzertreihen klatschen die treusten Fans, manche begrüßt er per Handschlag. „Musik macht das Leben reicher und reicher!“, sagt er. Und meint nicht nur die Klänge selbst.

In Oberhausen bringt James Last seine Orchester-Solisten ins Spiel, wie bei den Filmmusiken „Rocky“ von Bill Conti oder „Fluch der Karibik II“, „Gladiator“ und „Inception“ von Hans Zimmer: Durchdringende Bläser („Rocky Theme“), feine Streicher („Now we are free“) und ein treibendes Schlagzeug („Mombasa“) erklingen genauso eindrucksvoll wie seine drei Sängerinnen bei „Roar“ vom amerikanischen Pop-Star Katy Perry. Aber James Last wäre nicht James Last, wenn er dies alles nicht noch zu einer eigenständigen Melange vereinen würde. Den rotzigen Charthit „Timber“ von Pitbull und Kesha mit dem Volkslied „Rosamunde“ zu mischen, würde tatsächlich nur wenigen gelingen.

Zum Geburtstag in Leipzig

Dann geht es Geigenschlag auf Geigenschlag: Panflöten und Bläser bei „Der einsame Hirte“, Musik, die US-Kult-Regisseur Quentin Tarantino in seinen Kinofilm „Kill Bill“ einbaute. Auch sein häufig im Radio gespieltes „Biscaya“ wird von den Fans erst gefordert und dann bejubelt.

„Einige Tage habe ich noch...“, sagt der 85-Jährige zwischendurch. „Dann bin ich 86!“ Er schmunzelt. Natürlich wird er an seinem Geburtstag wieder auf der Bühne stehen. Am 17. April in Leipzig.