Oberhausen. Auf dem Parkplatz vor den Schnellrestaurants gaben sich Liebhaber flott gemachter Sportwagen wieder ein Stelldichein. Sie wollen sich vor allem von anderen Autofahrern abheben

So richtig losgehen sollte er erst am späten Nachmittag, der „Carfreitag“ der Tuning-Freaks am Sterkrader Tor. Dann verwandelt sich der Parkplatz vor den Schnellrestaurants kurzzeitig zum Mekka der Liebhaber aufgemotzter Autos - wie jeden Freitagabend, nur diesmal tagsüber und etwas ausgiebiger.

Schon ab Mittag fahren die Freunde der Sportflitzer vor, meist in kleinen Gruppen. Sie parken ein, steigen aus und fachsimpeln über ihre Leidenschaft, haben viel Spaß dabei. „Ist doch besser als Saufen“, sagt einer der jungen Männer. „Da sieht man wenigstens, wo unser Geld geblieben ist.“

Auffällig oft stehen sie nach Automarken getrennt zusammen. Hier die VWler, dort die Seat-Freunde zum Beispiel. Die VWler fahren allerdings nach Krefeld weiter, weil dort mehr los sei.

Renault-Megane-Cabrio ist eher ein Exot beim "Carfreitag"

Kevin Engelbert aus Borken aber steht in einer gemischten Gruppe. Denn mit seinem Renault-Megane-Cabrio, Baujahr 2007, fährt er einen Exoten in der Tuning-Szene. Seit knapp einem Jahr ist der Kfz-Mechatroniker im Besitz des schwarzen Franzosen mit den schicken roten Ledersitzen. Im Grunde hat er ihn nur dezent „geliftet“, hat ihm etwas breitere Reifen (205er statt 195er), andere Stoßdämpfer und andere Federn verpasst. Niederquerschnittreifen, wesentlich flacher und noch breiter, sind erst im Sommer dran. „Dann geht er noch besser in die Kurven“, sagt der 22-Jährige. Trotz rasanter Fahrweise, sagt er, komme er mit 9,5 Litern Superbenzin pro 100 Kilometer aus.

Zu den VWlern gehört Daniel Preuß (27) aus Borken. Auch er hat sich auf Änderungen am Fahrwerk seines schwarz glänzenden VW Scirocco III, Baujahr 2012, beschränkt. An die 160-PS-Maschine ist er nicht gegangen. „Man könnte den Motor auf über 600 PS bringen. Das würde so 5000 Euro kosten“, sagt sein Kumpel Thorsten Schattender (28) Warum die jungen Leute tunen? „Sich von anderen abheben“, antwortet er.

Stefan Gawron (27) aus Herten gehört zu den Seat-Leuten. „Ich bin gelernter Lackierer“, sagt er. Sein Meister habe ihm dabei geholfen, den ursprünglich gelben Ibiza, Baujahr 2004, stahlblau umzuspritzen. Sieht toll aus. Auch er hat natürlich ein Sportfahrwerk eingebaut, hat aber auch den von Hause aus schon kräftigen Turbodiesel von 330 auf 400 Newtonmeter Drehmoment steigern lassen. „Auf der Autobahn unterschätzen mich schon einige BMW“, ist seine Erfahrung. Vor allem die schlechten Straßen im Ruhrgebiet setzten dem Fahrspaß allerdings Grenzen.

Nicht nur Männersache

Eigentlich treten junge Frauen am „Carfreitag“ nur als Beifahrerinnen in Erscheinung. Nicht so Alina Selzener aus Bottrop. „Ich bin schon zuhause so getrimmt worden“, erzählt die 21-Jährige mit der Sonnenbrille. Ihr Vater habe viel mit Autos gemacht. Und so präsentiert sich ihr Seat Ibiza, Baujahr 2009, tiefergelegt und mit orangefarbenen Verzierungen an Kühlergrill, Felgen, Außenspiegeln sowie am Heck. Eine Rakete ist ihr Wagen aber nicht. Sie gibt sich mit der serienmäßigen 70-PS-Maschine zu­frieden.