Duisburg. Zum Osterfest kehrt die Raserszene nach Hamborn zurück. Vor dem nächsten „Car-Freitag“ blockieren aber jetzt lärmgeplagte Anwohner die Bundesstraße 8.
Auf dieses Ritual wenige Tage vor dem christlichen Osterfest würden die Hamborner, die links und rechts der Duisburger Straße wohnen, sehr gerne verzichten: Den unvermeidlichen „Car-Freitag“ am christlichen Karfreitag – ein Schaulaufen der lustigen Auto-Schrauber-Szene aus dem ganzen Ruhrgebiet.
Ein lärmendes Stelldichein der aufgemotzten Boliden mit lässigen 300 PS, mit fetten Reifen auf den glänzenden Luxus-Felgen, mit Auspuffrohren so groß, röhrend und verstörend, dass sie für einen Kriegseinsatz in der Ukraine taugen würden, Autos tiefer gelegt und unterboden-beleuchtet, Motorräder, schreiend-laut und übermotorisiert. Drum herum, Dutzende zuweilen Hunderte von nächtlichen Schaulustigen, erwartungsvoll platziert auf Camping-Stühlen.
Nächtliche Kundgebung
Jetzt wollen die lärmgeplagten Anwohner der rücksichtlosen Raserszene am kommenden Freitag mit einer nächtlichen Kundgebung zwischen 22 Uhr und Mitternacht auf der Duisburger Straße schon mal höchstpersönlich auf die Pelle rücken. „Dauerlärm, Schlaflosigkeit, entnervte Anwohner, wir sind nicht mehr bereit die Zustände weiter hinzunehmen“, erklärte Jürgen Blumer gegenüber der NRZ, der auf eine Bürgerinitiative verweist, die sich Ende des vergangenen Jahres endlich gebildet habe.
„Es kann nicht sein“, so schreibt die Initiative in ihrem Demo-Aufruf für den 27. März, „dass die Raserszene die B8 zur Rennstrecke macht, und sie damit Passanten gefährdet, Anwohnern den Schlaf raubt und ihre Gesundheit beeinträchtigt – und Polizei und Politik dabei mehr oder weniger zusehen.“
Bis zu 1500 Verwarngelder im Jahr 2013
Von tatenlosem Zusehen kann aber nicht die Rede sein. Die Polizei hatte den Kampf gegen die Raser in einem eigenen Aktionsprojekt zur Chefsache erklärt, das aber im vergangenen Jahr dann beendet und abgeschlossen wurde. Regelmäßig hat sie die Raserszene ausgebremst, bis zu 1500 Verwarngelder, Strafanzeigen und Mängelberichte pro Jahr haben die Ordnungshüter auf der B8 in Hamborn ausgeteilt.
Das ist offenbar ein Spiel von Katz und Maus. Auch wenn es an einem dunkel-düsteren Freitagabend im Februar 2015 mit dem Duisburger Oberbürgermeister Sören Link und Polizeipräsidentin Elke Bartels einen nächtlichen Ortstermin in Hamborn gegeben habe, und diese dort ebenfalls ihren guten Willen und die Bereitschaft zur Abhilfe signalisiert hätten, wollen die lärmgestressten Anwohner der B8 jetzt den öffentlichen Druck auf die Verantwortlichen erhöhen: „Wir verlangen wirksame und nachhaltige Maßnahmen, damit diese Raserei und der Lärm vor unseren Fenstern endlich aufhören.“
Forderung nach Lärmmessungen
Sie fordern von Politik und Stadtverwaltung: Die Durchführung und Veröffentlichung von Lärmmessungen in den Abend- und Nachtstunden; die Einführung einer Tempo-30-Strecke von 22 Uhr bis 5 Uhr; die konsequente Überwachung durch intensive Kontrollen und fest installierte Geschwindigkeitsüberwachung; die Begrenzung der Bürgersteige durch Poller; dauerhafte Tempo-30-Strecken und Bodenschwellen in allen relevanten Nebenstraßen; die Installation von „Rote-Ampel-Blitzern“ und die Ausweitung des Parkens auf dem rechten Fahrstreifen am Wochenende.
Ein Forderungskatalog, der sich exakt so in einem gemeinsamen Antrag der Fraktionen SPD, CDU, DIE LINKE/Bündnis 90/Die Grünen der Hamborner Bezirksvertretung wiederfand, und der am 12. März mit Mehrheit auch so beschlossen wurde.
Die Stadt, erklärte gestern dazu ein Sprecher, werde jetzt die gestellten Aufgaben abarbeiten. Wobei die Verwaltung von festinstallierten Starenkästen eher wenig halte, weil sie sehr teuer und dem Vandalismus ausgesetzt seien, und weil sie die Raserei nicht stoppen würden. Die Raser würden sich daran anpassen.
„Bis dieses Problem dauerhaft gelöst ist“
Auch die geforderte Installation von festen Blitzgeräten an Ampelanlagen, die bei Rotlicht-Sündern automatisch auslösen, werde derzeit „geprüft“. Aber auch hier die Sorge vor der mutwilligen Zerstörung von teuren Messgeräten, die am Ende die Raserei nicht wirksam stoppen würden. Zusätzliche Poller und Tempo-30 in der Nacht würden aber schnell umgesetzt.
Jürgen Blumer und seine 700 Mitunterzeichner des Initiativen-Aufrufes sind aus der Vergangenheit Vertröstungen und Verharmlosungen durch Politik und Verwaltung gewohnt. Eine Woche bevor mit dem „Car-Freitag“ die Raserszene ihre „Rennsaison“ wieder eröffnet, wollen sie deshalb überdeutlich machen, dass sie genau das aber nicht mehr hinnehmen werden. Blumer: „Wir werden deshalb solange am Ball bleiben, bis dieses Problem dauerhaft gelöst ist.