Oberhausen. Die Sparkasse hebt die Kosten für den Zahlungsverkehr an, betroffen sind 85.000 Oberhausener. Auch auf Online-Kunden kommen starke Verteuerungen zu.
Nach fünf Jahren Pause dreht die Stadtsparkasse Oberhausen erstmals wieder an der Preisschraube für die Girokonten aller erwachsener Kunden: 85.000 von knapp 100.000 Privatgirokonto-Inhabern des in Oberhausen marktführenden Geldinstituts müssen ab 1. Juni höhere Gebühren für den Zahlungsservice zahlen.
„Unsere Kosten für den Zahlungsverkehr steigen, deshalb sind wir gezwungen, nach dem Verursacherprinzip unsere Kunden fair an den jeweiligen Aufwendungen zu beteiligen“, begründet Sparkassen-Vorstandschef Bernhard Uppenkamp die Preiserhöhung. Alles andere würde auf eine ungerechte Quersubventionierung hinauslaufen.
Für Jugendliche weiter kostenlos
Positiv: Jugendliche unter 22 Jahren und Schüler unter 28 Jahren müssen auch künftig für ihr Konto nichts zahlen (Giro-Start S-Club).
Die Preise der Stadtsparkasse steigen ansonsten bei allen drei Kontomodellen: Wer sein Konto mit Einzelpreisen für Überweisungen und sonstige Buchungen führt, zahlt heute nach Musterrechnungen der Sparkasse im Schnitt 8,35 Euro im Monat, wenn man die tatsächliche Inanspruchnahme des Kontos betrachtet. Künftig sind es 9,40 Euro – ein Plus von 12,6 Prozent. Wer das Pauschal-Kontomodell Giro Komfort inklusive Kreditkarte gewählt hat, entrichtete bisher im Schnitt in der Praxis 9,90 Euro im Monat. Künftig sind es 10,30 Euro – plus vier Prozent.
Immer mehr Online-Kunden
Weil zunehmend Kunden, die ihre Bankgeschäfte vor allem über ihren eigenen Computer abwickeln, auch Filialen besuchen und sich beraten lassen, wird in Zukunft das Online-Konto nicht mehr so billig sein wie bisher. Dies verteuert sich deutlich: Die Monatspauschale steigt von 1 Euro auf 2,50 Euro, hinzu kommen wie bisher 7 Euro im Jahr für die Sparkassen-Karte. Im Gegenzug zu der mehr als doppelt so hohen monatlichen Gebühr sind für Online-Bankkunden künftig drei TAN-Nummern zur Verschlüsselung von Überweisungen kostenfrei, danach ist man mit zehn Cent dabei. „Die neuen Preise wollen wir für mindestens drei Jahre beibehalten“, verspricht Sparkassen-Vorstandsmitglied Oliver Mebus.
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Die Sparkassenführung hofft, dass die in diesen Tagen per Brief über die Preiserhöhung informierten Kunden Verständnis dafür haben. „Unsere Preismodelle sind klar, verständlich, einfach und fair“, wirbt Uppenkamp. Dafür erhielten die Kunden ein rundes, gutes Dienstleistungspaket.
Zur Fairness gehört nach Ansicht von Uppenkamp auch, dass die Sparkasse ab 1. Juni auf Extra-Zinsen verzichtet, wenn Kunden ihr Dispo-Limit überziehen. Bisher nahm die Sparkasse 4 bis 5,6 Prozent „Strafzinsen“ zusätzlich zum Dispo-Zins von 11,6 Prozent.
Schwierige Marktlage - ein Kommentar von Peter Szymaniak
Die Stadtsparkasse hat nach den Wirren der vergangenen Jahre zumindest im letzten Jahr ein einigermaßen anständiges Ergebnis eingefahren, richtig gut ist es noch nicht. Denn die Marktlage für Sparkassen und Volksbanken ist mehr als schwierig: Ihr Geschäftsmodell, Geld günstig von Sparern anzukaufen und zu ordentlichen Zinsen an Mittelständler zu verleihen, funktioniert in Niedrigzinsphasen nur schlecht.
Die Zinsspanne zwischen Spargeld und Darlehen verringert sich, bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken bleibt zunehmend weniger hängen. Um jedoch die personalintensive Beratung und das noch immer recht dichte teure Filialnetz halten zu können, müssen diese in ihren Städten so verwurzelten Geldinstitute neue Einnahmequellen erschließen. Folge: Die Kunden müssen für die Dienste der Banken tiefer in die Tasche greifen.
Zum Glück muss man noch nicht die Anlageberatung direkt bezahlen. Doch dieser Tag ist nicht mehr fern, wenn diese Zinsphase weiter anhält. Auch wenn sich viele Kunden der Sparkasse über die Preiserhöhung nicht gerade freuen dürften: Sie sollten bedenken, dass sie als Kunde der Sparkasse auch für Oberhausen etwas Gutes tun. Kein Geldinstitut macht so viel für unsere Stadt wie die Sparkasse.