Oberhausen. . Ein Mehrfamilienhaus war evakuiert worden, nachdem ein Bewohner Risse im Keller entdeckt hatte. Ein Gutachten soll klären, wie es mit dem Gebäude weitergeht.

Am Tag danach richten sich die Blicke der Spaziergänger immer wieder in die gleiche Richtung: An der Thüringer Straße in Buschhausen mustern Kiebitze das mit Baustellensperren und Flatterband abgesperrte Gebäude mit der Hausnummer „3a“. Am Montagabend fuhren hier Feuerwehr und Polizei vor. Der Grund: Einsturzgefahr!

„Plötzlich mussten alle raus“, erinnert sich Klaus Gornig, der zeitgleich in einem nur wenige Meter entfernten Bistro saß. „Nur das Nötigste durften die Bewohner mitnehmen, auch die Gäste der im Haus befindlichen Kneipe haben die Räume sofort verlassen müssen. Da war eine ganze Menge los!“

In einem Keller hatte ein Anwohner zuvor Risse und eine etwa 40 Zentimeter tiefe Absenkung entdeckt und gegen 19 Uhr die Feuerwehr verständigt. Nach der Prüfung des Gemäuers war schnell klar: Das Haus mit sechs Mietparteien ist akut einsturzgefährdet.

Viele Kamerateams vor Ort

In dem Gebäude befindet sich auch eine Bäckerei: Zwei große Plakate im Schaufenster verweisen am Dienstag auf eine benachbarte Filiale in der Neumühler Straße. Da das Geschäft zum Zeitpunkt der Evakuierung schon geschlossen war, befanden sich keine Personen in der Bäckerei. Aber: „Die haben hinterher da keinen mehr reingelassen“, erzählt Klaus Gornig. Möbel, Auslagen und Kühlschränke mussten folglich im Laden verbleiben. Für das beschädigte Haus bestand bereits eine zu große Einsturzgefahr.

Sachverständige gehen hier am Dienstag aber ein und aus. Immer wieder bleiben Passanten vor dem Gebäude stehen. „Schau’, da unten ist es schon uneben“, sagt ein älterer Mann zu seiner Gattin. Ein Nachbar, der im angrenzenden Gebäude mit der Hausnummer „3“ wohnt, blickt skeptisch die Fassade hinauf. Doch der Trubel lässt ihn am Tag danach kalt. „Die Schäden im Nachbargebäude beunruhigen mich nicht“, sagt der langjährige Anwohner. „Ich habe hier schließlich schon alles erlebt.“

Bewohner kommen bei Bekannten unter

Am Montagabend musste er, wie alle anderen auch, schnell seine Wohnung verlassen, konnte diese aber anschließend wieder betreten. Zunächst mit Respekt, wie er erzählt: „Meine Gas-Heizung habe ich vorsichtshalber nicht eingeschaltet. Ich bin ja Raucher!“

Einzelne Bewohner des gesperrten Gebäudes waren heute schon da, hat Klaus Gornig beobachtet. „Sie wollen schauen, wie es weitergeht. Ob sich etwas getan hat.“ Auch einige Kamerateams filmen wieder. Das Interesse ist groß.

Die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) hatten in der Nacht die Kanäle in umliegenden Straßen überprüft. Fachleute gehen aber nicht davon aus, dass das Haus durch Schäden in der öffentlichen Kanalisation unterspült worden ist. Womöglich ist das Haus aus den 50er Jahren auf „schwierigem Untergrund“, einem ehemaligen Bachbett, errichtet worden. Auch marode Kanalanschlüsse im Haus könnten Ursache sein.

Wie es weitergeht, klären Bauexperten. Kai Schmitz untersucht das Gebäude am Dienstag und verknüpft eine Prognose eng mit laufenden Untersuchungen: „In den kommenden Tagen wird ein Bodengutachten erstellt, das darüber entscheidet, wie es mit dem Gebäude weitergeht.“ Ein Abriss könne nicht ausgeschlossen werden.