Oberhausen. . Große Kupferplatte mit Inschrift des Verstorbenen gestohlen. Friedhofsgärtner beobachten eine zunehmende Zahl an Grabschändungen.

Christoph Reichert ist sauer. Das Grab seines Vater Oswald Reichert auf dem Westfriedhof haben Unbekannte geschändet. Die 15 Zoll große Kupferplatte mit der Inschrift über den Verstorbenen, die das Grab seit mehr als 17 Jahren zierte, stahlen Metalldiebe vom dem Grabstein. „Dass Menschen so etwas machen, das hat mich sehr entsetzt“, sagt er.

Der 58-Jährige lebt mittlerweile nicht mehr in Oberhausen. Er hat eine Arztpraxis in Süddeutschland in der Nähe von Ulm. Aber er sagt: „Mit dem Herzen bin ich in meiner Heimat Oberhausen geblieben.“ Zwei bis drei Mal pro Jahr kehrt er zurück. Bei diesen Besuchen geht er auch immer zum Grab seines Vaters. Das gehört für ihn dazu, wenn er in der Heimat ist.

Umso schlimmer war es für den ehemaligen Oberhausener, dass das Grab verschandelt wurde. „Von meiner Schwester höre ich immer wieder, dass solche Dinge häufiger passieren sollen.“

Organisierte Kriminalität

Das bestätigt auch Alexander Höfer von der Oberhausener Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM): „Wir beobachten auf allen Friedhöfen, dass es häufiger zu Kupferdiebstählen kommt.“ Die OGM betreut im Auftrag der Stadt die Friedhöfe. Höfer spricht bei diesen Fälle von Grabschändung von „organisierter Kriminalität“. Gerade auf Kupfer scheinen sich einige Diebe, die in der ganzen Region aktiv sind, spezialisiert zu haben. Der OGM-Sprecher nennt das „Diebstahltourismus“. Besonders bitter ist es natürlich, wenn solche Straftaten auf Friedhöfen passen. „Wir bitten daher jeden Betroffenen, dass er solche Fälle sofort zur Anzeige bringt.“

Die Mitarbeiter der OGM sind angehalten, besonders aufmerksam zu sein, wenn sie verdächtige Personen beobachten. Aber Kupferdiebstähle sind nicht die einzigen Delikte auf Oberhausens Friedhöfen. Höfer erklärt, dass auch Schnittblumen vor Feiertagen entwendet werden. Auf dem Westfriedhof käme es zudem zu Schmierereien im Toilettenbereich. Bei Höfer verursachen solche Taten nur Kopfschütteln. „Wie pietätlos können Menschen eigentlich sein?“, fragt er.

Das geschändete Grab ist das des Friedhofsgärtners

Diese Frage stellt sich auch Christoph Reichert. Im Fall seines Vaters ist die Grabschändung aber besonders herb. Nicht etwa weil die Tat sich stark von anderen Kupferdiebstählen unterscheidet, sondern eher wegen dem, was Oswald Reichert zu Lebzeiten gemacht hat. Er betrieb nämlich die Gärtnerei am Westfriedhof, die heute von Christoph Reicherts Schwester betrieben wird. „Bis zu seinem Tod hat er die Friedhofskultur hoch gehalten“, erzählt sein Sohn, „er war mit Leib und Seele Gärtner gewesen.“ Über viele Jahrzehnte prägte Oswald Reichert so das Gesicht des Westfriedhofes. „Als Gärtner baute er den Friedhof mit auf“, sagt sein Sohn. „Was ist eigentlich mit der Friedhofskultur geschehen?“