Oberhausen. Wettbewerbe zeigen gleich viele weiblich wie männlich geprägte Sichtweisen. International ist Geopolitik das große Thema, national Orte und Liebe.

Für die meisten renommierten Film-Festivals wäre es großes Problem, wenn jemand auf die Idee käme, eine Frauenquote einzufordern. Eine Ausnahme sind da die Oberhausener Kurzfilmtage. Das weltweit älteste internationale Fest für Filme mit Zeitvorgabe zeigt ebenso viele weiblich wie männlich geprägte Arbeiten.

„Es gibt genügend hervorragende Filmemacherinnen“, sagt Festival-Leiter Lars Henrik Gass. „Bei uns ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern ebenso ausgeglichen wie das zwischen jungen Talenten von den Filmhochschulen und älteren, etablierten Leuten, gerade Frauen, die schon lange erfolgreich im Kurzfilm unterwegs sind.“

Als einen möglichen Grund dafür, dass Frauen die „Kurzen“ gern produzieren, vermutet Gass den weniger großen ökonomischen Druck der Branche.

6000 Filme wurden eingereicht

Immer, wenn der Festival-Leiter und seine Mitstreiter die Wettbewerbsprogramme fürs kommende Festival vorstellen, haben sie eine anstrengende Zeit hinter sich. 6000 Filme aus 98 Ländern wurden für die 61. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen eingereicht, nur 132 Filme aus 41 Ländern konkurrieren um die Preise. Was die Qual der Wahl noch erschwert ist die Tatsache, dass die Auswahl-Jurys in Oberhausen am Team-Prinzip festhalten, was andere große Festivals schon längst nicht mehr tun. „Wir erlauben uns hier den Luxus, nicht nur auf dem Bildschirm, sondern auf der Leinwand gemeinsam Filme anzuschauen und legen Wert darauf, dass wir die Vorschläge der einzelnen Jury-Mitglieder in der Gruppe ausführlich diskutiert haben“, sagt Hilke Doering, Leiterin des Internationalen Wettbewerbs. Der ist mit 59 Filmen aus 32 Ländern, ausgewählt aus 4553 Einreichungen, mit Abstand das umfangreichste Programm-Paket im Festival.

Zwei Tendenzen, sagt Doering, zeichnen sich ab: Die Kurzen werden länger und das Thema Geopolitik ist Spitzenreiter. „Das bezieht sich nicht nur auf die Gegenwart, sondern auch auf die Vergangenheit und die Zukunft. Es gibt eine große historische Bandbreite“, sagt Doering.

19 Filme wurden ausgewählt

In vielen Beiträgen zum Deutschen Wettbewerb und dem NRW-Contest stehen Orte und die Suche nach Identität und Heimat im Vordergrund. Dokumentarische Arbeiten sind besonders häufig. 19 Filme wurden ausgewählt, acht Hochschul-Arbeiten und elf freie Produktionen.

Die Stadt und die Liebe sind die beiden großen Themen im NRW-Wettbewerb, in dem sich „Ruhrurbia“, einer der elf Beiträge, mit der Heimat Ruhrgebiet befasst. Oder: „Nico Joana Weber hat im Film Markasit die Ruhruni Bochum so schön gefilmt, wie man sie selten gesehen hat“, sagt Kurzfilm-Sprecherin Sabine Niewalda.