Oberhausen. . Zwei Kneipeninhaberinnen beklagen anonymes Anschwärzen durch Nachbarn. Beide versichern: Die Gaststätten haben jahrelang niemanden gestört.

Das grassierende Kneipensterben treibt viele Wirte um, die sich um ihre Existenz sorgen. Umsatzrückgänge und Rauchverbot wiegen oft schon schwer. Aber Kati Tabaco und Jennifer Pietrasch treibt ein ganz anderes Problem um – ihre Nachbarn. Die Tabaco betreibt die „Hardt-Schänke“ im Oberhausener Stadtteil Königshardt, Pietrasch den „McJack’s Pub“ in Schmachtendorf.

Bei Kati Tabaco ist es der Sport, der die Gäste in ihre Kneipe zieht. Die Männer am Tresen knobeln, lachen und singen mit ihrer Wirtin und schauen eben auch gemeinsam Fußball. Draußen steht „Schalke-Treff“ über dem Eingang. Bodenständiger geht es kaum. Die gebürtige Albanerin, die seit rund 20 Jahren in Deutschland lebt, pflegt in der „Hardt-Schänke“ deutsche Kneipentradition. Das schätzen ihre Gäste. Das Lokal übernahm sie vor sechs Jahren, eröffnet hat es bereits 1996. Probleme gab es früher nie, sagt sie.

Zoll suchte Schwarzarbeiter

Aber seit ein paar Wochen bekommt Kati Tabaco häufiger Besuche von Ordnungsamt, Polizei und Zoll. In anonymen Anzeigen wird ihr unter anderem Lärmbelästigung vorgeworfen. „Mit der Kneipe verdiene ich meinen Lebensunterhalt und die Steuern zahle ich pünktlich“, sagt sie. „Aber mit solchen Anzeigen wird es immer schwieriger, mit dem Geschäft zu überleben.“

Der Höhepunkt: Am Mittwoch, 28. Januar, durchsuchten drei Zollbeamte und Polizisten ihr Lokal. Draußen bewachten weitere Beamte die Eingänge, damit niemand abhaut. Der Zoll war auf der Suche nach albanischen Schwarzarbeitern. Die Kneipe war rappelvoll. Im Fernsehen lief das Handballspiel Deutschland gegen Katar. Tabaco schildert: „Die Gäste haben einen Schreck bekommen. Und das alles wegen Anschuldigungen, die völlig aus der Luft gegriffen sind.“

Pub lebt von Live-Musik

Dass seit mehr als 20 Jahren die Nachbarn ohne Anzeigen mit der Kneipe an der Ecke zurecht kamen, aber jetzt plötzlich nicht mehr, verärgert die Wirtin. Wer die Anzeigen stellt, das weiß sie nicht.

Auch Jennifer Pietrasch ärgert sich über ihren Nachbarn. Der Pub, den sie vor einem Jahr übernommen hat, lebt von der Live-Musik. „Das erwarten die Gäste von einem irischem Lokal“, sagt sie. Mit diesem Konzept wollte sie das „MC Jack’s“ weiterführen – so wie es lange Zeit funktionierte. Aber einfach so zur Gitarre greift niemand mehr in der Gaststätte. „Die Strafen wegen Lärmbelästigung kann ich mir nicht leisten“, erklärt Pietrasch. Ein Nachbar, der vor kurzem in die Nähe des „MC Jack’s“ gezogen ist, stört sich an der Musik. „Ich weiß, wer die Anzeigen stellt, aber er macht es eben anonym“, so die Wirtin. Das Gespräch suchte der Nachbar bislang nicht.

Das ist es auch, was beide Frauen stört. „Warum spricht niemand mit uns und warum können Einzelne das verbieten lassen, an dem sich jahrelang niemand störte“, fragenbeide unisono. Die Hoffnung, dass ihre Nachbarn zur Einsicht kommen, bleibt. Ebenso aber auch die Sorge, dass sie die nächsten Opfer des Kneipensterbens sind.