Oberhausen. . Bei dm an der Marktstraße gibt es nur noch wiederverwendbare Beutel zu kaufen. Auch in anderen Geschäften wird verstärkt auf Alternativen gesetzt.

Da, wo noch vor kurzem kleine Plastiktüten dazu einluden, mal eben die spontanen Einkäufe im Vorbeigehen zu verstauen, herrscht jetzt gähnende Leere. Dafür prangen an den Haken, die hinter dem Kassenbereich der dm-Filiale an der Marktstraße angebracht sind, nur noch dezente Hinweiszettel, die im freundlichen Ton auf das Sortiment an wiederverwendbaren Tragetaschen verweisen. Aber nicht nur bei der Drogeriekette, auch bei vielen anderen Einzelhändlern in Oberhausen ist der Plastik-Ausstieg aktuell ein großes Thema, wie die NRZ auf Nachfrage erfuhr.

So etwa bei den lokalen Lebensmittelhändlern: Adrian Herman, vom Rewe-Markt an der Danziger Straße, betont, dass aus der Konzernzentrale zwar noch keine verbindlichen Pläne zum Plastik-Ausstieg vorliegen, das Thema aber zumindest im Betrieb einen hohen Stellenwert genieße und auch entsprechend von den Mitarbeitern diskutiert werde.

Baumwolltaschen und Papiertüten

Bei der Zurheide KG, die mehrere Edeka-Märkte in der Stadt betreibt, ist der Prozess da schon etwas weiter fortgeschritten, wie der Leiter der Bottroper Zentralfiliale, Turgay Avci, im Gespräch verdeutlicht: „Wir bieten in unseren Märkten jetzt schon viele Alternativen zur Plastiktüte an, unter anderem Baumwolltaschen und Papiertüten. Langfristig suchen die Marktleiter, gemeinsam mit der Geschäftsführung, aber schon nach Lösungen, um möglichst ganz vom Plastik wegzukommen“. In den Oberhausener dm-Geschäften wurde dieser Schritt schon vollzogen: Seit Montag sind die kleinen Folientüten, die bisher immer kostenlos mitgenommen werden konnten, aus vielen Kassenbereichen ersatzlos verschwunden.

Die Filialleiter haben von einer Option aus der Karlsruher Zentrale Gebrauch gemacht, die es ermöglicht, die Verteilung der Einwegtüten vor Ort einzustellen. Dabei ist das Vorgehen der Drogeriemärkte rein freiwillig, denn es wird, zumindest in absehbarer Zeit, erst einmal keine gesetzlichen Verpflichtungen für den Einzelhandel geben. Die EU verlangt frühestens zum Jahr 2025 verbindliche Ergebnisse im Kampf um die Reduzierung der nur schwer wieder abzubauenden Umweltsünden.

Kein gesetzliches „Aus“ für Plastik

Dabei könnte eine schnelle Regelung durchaus Sinn machen, denn viele Unternehmen fürchten bei einem freiwilligen Ausstieg noch den Zorn ihrer Kunden: „Die über Jahrzehnte hinweg eingeübten Einkaufsgewohnheiten sind für viele Händler ein Risiko“, stellt Marc Heistermann, Geschäftsführer des für Oberhausen zuständigen Einzelhandelsverbandes Ruhr, fest. „Viele Kunden erwarten einfach, dass sie eine Tüte zu ihren Einkäufen günstig oder gleich kostenlos dazubekommen“, sagt der Jurist und ergänzt: „Unsere Mitglieder machen sich deshalb durchaus Gedanken über Spontankäufer, die ohne ein entsprechendes Angebot wegbleiben könnten“.

Ein Problem, das zumindest Erika Kraus und ihr Ehemann vom Fachgeschäft „Brille & Mode Kraus“ an der Elsässer Straße schon jetzt unbürokratisch gelöst haben: „Bei uns gibt es Plastik nur noch für sehr große Waren, ansonsten legen wir dem Einkauf einfach immer eine kostenlose Stofftasche bei. Viele Kunden mussten sich daran zwar erst gewöhnen, aber die Reaktionen darauf waren bisher ausschließlich positiv“, erklärt die Einzelhändlerin stolz.