Oberhausen. . Natalie von Lackum organisiert den Umzug von Menschen mit Behinderung in Pflegeeinrichtungen. Ein LVR-Projekt für mehrere Städte. Vermittlung zu allen Trägern. Zwischenbilanz nach einem Jahr.

Anja Weber liebt Schmuck. Aus ihrer Handtasche klaubt sie Ringe mit bunten Steinen und glitzernde Ketten. „Toll“, sagt Natalie von Lackum, „hast du die alle zum Geburtstag bekommen?“ Die 34-Jährige nennt sich selbst „Überleitungsmanagerin“. Sie begleitet Menschen mit Behinderungen auf ihrem Weg in eine stationäre Pflegeeinrichtung, auch in Oberhausen.

Wie etwa Anja Weber. Die 54-Jährige aus Walsum lebt seit einigen Monaten in einem Heim der Evangelischen Altenhilfe an der Flottenstraße in Duisburg-Beeck. Das Haus ist eine Schwerpunkteinrichtung für die Aufnahme von Menschen mit Behinderung.

Dreijähriges Projekt

Das Überleitungsmanagement ist ein dreijähriges Projekt des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Vor einem Jahr ist Natalie von Lackum allein gestartet, seit Oktober ist ihr Kollege Stephan Gollinek mit zehn Stunden pro Woche hinzugestoßen. Die Projektidee entstand in der Duisburger Amalie-Sieveking-Gesellschaft.

„Wir sind die Schnittstelle zwischen Angehörigen und den Pflegeeinrichtungen“, erklärt die gelernte Pflegehelferin und studierte Reha-Pädagogin. Nur theoretisch umfasst ihr Einsatzgebiet den kompletten LVR-Bereich – im Blick hat sie vor allem die Städte Duisburg, Oberhausen, Mülheim und Dinslaken, eventuell wird Essen zu einem späteren Zeitpunkt das Pilotprojekt ergänzen.

Ihre Klienten sind Menschen mit geistiger oder mit Mehrfachbehinderung, die zusätzlich einen hohen Pflegebedarf haben. „Zumeist haben sie bislang entweder in Wohnstätten, oft aber auch in ihrem Elternhaus gelebt“, berichtet Natalie von Lackum. Schwerpunkteinrichtungen im Altenpflegebereich, die wie das Haus an der Flottenstraße in Duisburg auch pflegebedürftige Bewohner mit Binderungen aufnehmen können, gebe es aber nur wenige.

Bedarf an Kurzzeitpflege steigt

„Eigentlich können die Wohnstätten den Bedarf auch gut abdecken und lebenslanges Wohnen gewährleisten“, schildert sie ihre Erfahrung. Allerdings gebe es auch Fälle, in denen diese Einrichtungen überfordert seien. Oder es gebe akuten Handlungsbedarf: „Bei Behinderten, die noch daheim leben, sind die Eltern nicht selten über 80 Jahre alt.“ Erkranken sie plötzlich, müsse eine Unterbringung organisiert werden, mit zunehmendem Alter steige auch der Bedarf an Kurzzeitpflege.

Die Aufgabe erlaubt es von Lackum, sich auf die Menschen einzustellen. „Ich bemühe mich, sie zuvor kennen zu lernen, vertraut zu werden.“ Sie begleitet Menschen mit Behinderung zum Sozialen Dienst, knüpft Kontakte, damit sie Angebote, Bewohner und Umfeld der Einrichtungen vor dem Einzug kennen lernen, übernimmt die Antragstellung für die Familien oder gesetzliche Betreuer. Ihr Fazit nach einem Jahr: „Der Bedarf ist da. Es gab etwa 30 Anfragen, die Begleitung dauert in der Regel mehrere Monate.“