Oberhausen. . In der Tarifauseinandersetzung in der Metall- und Elektroindustrie gibt es 3,4 Prozent mehr Lohn. Der Unternehmerverband spricht von schwerem Kompromiss.

3,4 Prozent mehr Lohn, gleichbleibende Quoten bei der Altersteilzeit und stärkere Mitsprache bei Fragen der Weiterbildung: Jörg Schlüter, der Politische Sekretär der Gewerkschaft IG Metall in Oberhausen, freut sich über die Einigung in der Tarifauseinandersetzung der Metall- und Elektroindustrie. „Das ist ein gutes Ergebnis“, bewertet er den Abschluss. Von einem „schwerem Kompromiss“ spricht dagegen der Unternehmerverband.

„Wir hatten gute Argumente auf unserer Seite und haben den Arbeitgebern gezeigt, dass wir auch hinter unseren Forderungen stehen“, berichtet Schlüter. Rund 750 Mitarbeiter der Oberhausener Metallindustrie, darunter etwa 400 Beschäftigte von MAN Diesel & Turbo, sind etwa am 6. Februar dem Aufruf der IG Metall gefolgt und hatten die Arbeit niedergelegt. In mehreren Bussen fuhren sie nach Mülheim. „Das war ein starkes Signal an die Teilnehmer der Verhandlungsrunde, die damals dort stattgefunden hatte.“

Auch Helmut Brodrick, Mitglied der Großen Tarifkommission der IG Metall und Betriebsratsvorsitzender von MAN Diesel & Turbo, kann gut mit dem Ergebnis der diesjährigen Metall-Tarifrunde leben. „3,4 Prozent mehr Lohn bringen einen spürbaren Reallohnanstieg. Den brauchen wir zur Stabilisierung der Konjunktur in Deutschland.“

Arbeitgebervorstoß „abgewehrt“

Zufrieden zeigt sich Brodrick damit, dass die Quote der Arbeitnehmer, die von der betrieblichen Altersteilzeit Gebrauch machen können, bei vier Prozent bleibt: „Die Arbeitgeber wollten eine Halbierung auf zwei Prozent. Das konnten wir abwehren und für besonders belastete Mitarbeiter und die unteren Lohngruppen sogar mehr herausholen.“ Zentral sei dafür die zahlreiche Teilnahme an den Warnstreiks gewesen.

„Das Lohnplus für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie bringt die hiesigen Unternehmen an ihre Belastungsgrenze“, erläutert dagegen der Hauptgeschäftsführer des Metallverbandes Ruhr-Niederrhein, Wolfgang Schmitz, den gefundenen Kompromiss in der Branche. „Trotz niedrigster Inflation gibt es einen erheblichen Lohnzuwachs für die Beschäftigten der größten Industriebranche. Vielen Unternehmen tut dieser Kompromiss weh, doch er war unvermeidlich, um Schlimmeres abzuwenden“, erklärt Schmitz.

Unterm Strich sei nunmehr die Belastungsgrenze für die Unternehmen erreicht. „Die IG Metall muss aufpassen, dass sie den schleichenden Prozess der Deindustrialisierung in Deutschland durch eine maßlose Lohnpolitik nicht immer weiter befördert“, mahnt er. Die Warnstreikwelle im Vorfeld des Tarifkompromisses sei völlig überzogen gewesen. „Gut, dass jetzt wenigstens weitere Streiks vermieden werden konnten“, so Schmitz.

Die Regelungen zum neuen Tarifvertrag Bildung bezeichnete Schmitz hingegen als „zukunftsorientiert“. Die große Bedeutung von Bildung und Qualifizierung in den Betrieben sei unstrittig. „Wir haben jetzt ein Regelwerk, das den betrieblichen Erfordernissen angemessen ist.“