Oberhausen. Der Hells Angel Ramin Y., der einen Bandido vom Motorrad getreten haben sollte, wurde am Mittwoch vom Schöffengericht in Oberhausen freigesprochen.
Der Hells Angel Ramin Y. verließ den Gerichtssaal am Mittwoch als unbescholtener Bürger. Dafür hatten nicht zuletzt auch seine Kumpel gesorgt, ein befreundeter Profi-Boxer (24) und zwei andere Höllen-Engel, 38 und 28 Jahre alt. Die hatten als Zeugen unisono angegeben, man sei auch zum Tatzeitpunkt gemeinsam bei der „No Mercy Fight Night“ in einer Oberhausener Disco gewesen.
Der Hauptbelastungszeuge, ein Autofahrer, der das Geschehen beobachtet und den Angeklagten nach eigenen Angaben auch wiedererkannt hatte, hatte sich dagegen in vielfältige Widersprüche verstrickt. So war er erst neun Tage später zur Polizei gegangen. „Warum“, fragte sich Richter Kunze in seiner Urteilsbegründung. Der Zeuge hatte u.a. von einem Anruf der Essener Polizei als Grund gesprochen. Man habe ihn aufgefordert, sich bei den Oberhausener Kollegen zu melden. So einen Anruf seitens der Polizei habe es nie gegeben. „Wer zum Teufel, kann den Zeugen angerufen haben“, fragte sich der Richter und überlegte, „kam der Anruf aus dem Bereich der Bandidos?“ Die haben allen Grund Ramin Y. zu hassen. Gehörte er doch selbst zu den Banditen, ehe er die Seiten wechselte.
Räume waren lediglich als Wohnung ausgewiesen
Auch der Staatsanwalt listete die Widersprüche in den Aussagen der Belastungszeugen auf. Die Behauptung des Angeklagten wiederum, dass er zur Tatzeit in der Disco gewesen sei, ließe sich nicht mit Sicherheit widerlegen. „Beweise, dass es sich um Gefälligkeitsangaben handeln könnte, haben wir nicht“, sagte der Staatsanwalt zu den Aussagen des Trios.
Von den Dreien hob sich besonders der 38-jährige Hells Angel ab, der sich selbst als kaumännischen Verwalter bezeichnet. Der Mann hat tatsächlich die meisten der Häuser im Rotlichtmilieu an der Flaßhofstraße gepachtet, diese aber wiederum an eine Gesellschaft weiterverpachtet, die sein Schwiegervater betreibt. „Ich verpachte auch mehrere Mehrfamilienhäuser, habe ein Tattoo-Studio und ein Kneipe“, sagte der Mann. Bei letzterem, dem früheren Red Star Cafe, lege ihm die Stadt gerade Steine in den Weg. „35 Jahre war das eine Kneipe, sind da auch Steuern gezahlt worden“, sagte er. Jetzt sei der Stadt aufgefallen, dass die Räume lediglich als Wohnung ausgewiesen seien.
Der Mann erklärte auch, dass sie als Rocker gar keine Aufmerksamkeit wollten. „Davon hat doch keiner etwas, weder wir, noch die Polizei, noch die Stadt. Dafür, dass er versuche, für Ruhe zu sorgen, gebühre ihm doch der Friedensnobelpreis.
Vieles sprach gegen Ramin Y. als Täter. Das Opfer etwa hatte ihn nicht identifizieren können. Dann hatten die Belastungszeugen von einem Hells Angels mit dem Totenkopf mit Flügeln auf der Kutte gesprochen. Den dürfen nur Vollmitglieder tragen. Ob Ramin Y. das am 7.7.2013 bereits war, ließ sich nicht klären.
Problematisch auch: Kontakte des Belastungszeugen zu den Bandidos.