Oberhausen. . Seinen großen Hit „All Night Long“ singt Lionel Richie in einer Endlosfassung. Beim deutschen Tourauftakt in der Oberhausener Arena fahren 9000 Fans mit dem Soul Train.

Kaum ist er da, möchte er schon wieder weg: „Oberhausen, ihr habt eine wunderbar warme Stadt!“ Soul-Sänger Lionel Richie schüttelt sich nach den ersten Klängen des deutschen Tourauftakts aber nur für einen Eröffnungsscherz.

Dem deutschen Winter setzt der 65-Jährige aus Alabama ein tief ausgeschnittenes Hemd und haufenweise Hüftschwünge entgegen.

Auf der breiten Leinwand der König-Pilsener-Arena lodern am Samstag Flammen. Viele der 9000 Fans schieben sich die Ärmel des Pullovers noch oben. „All Night Long“ - Lionel Richie hat viel vor.

Technik schnurrt zunächst nicht

Dass die Akustik am Anfang nicht schnurrt, seine Stimme etwas blechern in die zu vier Fünftel ausgelastete Halle schallt, lässt sich der Sänger nicht ansehen. Techniker bewegen eifrig den Regler, bekommen das Problem mit den Schall-Schiebern in den Griff. Der Sänger hat längst die Initiative übernommen. „Alle aufstehen!“ reicht, um 9000 Fans ab dem dritten Lied in Stehparty-Laune zu versetzen.

Für gute Partys benötigt man nicht nur schmissige Musik, sondern auch gute Witze-Erzähler. Und ein solcher ist Lionel Richie ohne Zweifel. „Es gibt drei Gruppen von Leuten, die in meine Konzerte gehen“, referiert der Sänger mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht. „Leute, die all die Hits der Commodores lieben. Dann Fans, die Lieder aus der Zeit von „All Night Long“ mögen. Und dann die Jungen, die mich auf der Straße ansprechen und sagen: Meine Mutter hört Ihre Lieder sehr gerne, Sir!“ Mit der letzten Gruppe habe er ein Problem, sagt er. Und meint es nicht so.

Oscar-Gewinner und begabtes Tennis-Ass

In der Reihe begehrter Auszeichnungen, steht bei Lionel Richie auch der renommierteste Preis der Filmwirtschaft. Im Jahr 1986 erhielt er den Oscar für den Song „Say You, Say Me“, der im Film „White Nights – Die Nacht der Entscheidung“ verwendet wurde.

In seiner Jugend war Lionel Richie nicht nur musikalisch, sondern ein begeisterter Tennis-Spieler. Er erhielt aufgrund seiner Leistungen in der High School sogar ein Stipendium.

An Lachern mangelt es dem Konzert nicht. Der Sänger hat einen Heidenspaß dabei „Ob-er-hau-sen“ verbal in seine Einzelteile zu zerlegen und mit charmantem Akzent bei jeder Zwischen-Moderation einzubauen. Ein Gag in der Endlos-Schleife, bis Konzert-Ende gibt es ihn 26 Mal.

„Ich sagte: Oberhausen? Sie sagte: No-berhausen!“

Auch nicht schlecht: Für das authentische Duett „Endless Love“ mit Diana Ross mühte sich Richie um einen Gastauftritt der Sangeskollegin. „Ich sagte: Oberhausen? Sie sagte: No-berhausen!“ Also übernehmen die Fans in der Halle den weiblichen Teil der Schmuseballade aus dem Jahr 1981. Das Fazit des 65-Jährigen: „Wer braucht da noch Diana Ross?“

Lionel Richie führt als Conférencier durch die Jahrzehnte, wirkt manchmal wie US-Moderatoren-Legende Don Cornelius, der mit dem Soul Train durch eine breite Hit-Landschaft steuert. Die alten Lieder der Gruppe Commodores aus den 70 Jahren hat Richie im Gepäck und damit beim Mitsingteil in der Arena leichtes Spiel — „Easy“.

„Hello“, „Brick House“, „Just for you“, „Say you, say me“. Lionel Richie strickt sein Konzert überwiegend aus seinen großen Hits. Flott, lebendig, unterhaltsam. „Don’t stop the music“ singt mancher Fan als eigenes Fazit lautstark mit — nach gut zwei Stunden ist dann aber doch Schluss.