Oberhausen. André Rieu spielt mit 45-köpfigem Orchester in der Oberhausener Arena. Der 65-Jährige rät Rot-Weiß Oberhausen: „Holt einen Holländer als Trainer!“
Mit dem Namen André Rieu verbinden Konzert-Gänger nicht unbedingt einen wild gewordenen Stier, der seine Hörner wutschnaubend durch die Sitzreihen bewegt und dann auch noch eine Zuschauerin im Galopp aus der Halle scheucht.
Am Freitagabend gehört diese Szene vor 3500 Fans in der König-Pilsener-Arena jedoch zum Programm: Der Schabernack des Geigers steht im Drehbuch, der Stier besteht aus einem lustig genähten Kostüm, in dem zwei Darsteller stecken, die Dame im knallroten Abendkleid gehört zur Crew. Wenn der 65-Jährige klassische Werke mit seinem 45 Mann und Frau starken Orchester bearbeitet, ist die Ernsthaftigkeit des Genres ein Stück ausgehebelt.
Flotter Tanz in den Gängen
Zu Beginn ziehen Musiker und Solisten winkend in die Halle, ihre Kostüme sind edel, weit ausladende Kleider streifen an Sitzplätzen vorbei. Der Mann aus Maastricht beginnt das Konzert voluminös: „Wir befinden uns im Zentrum des Universums, das beste Publikum der Welt befindet sich in Oberhausen.“ Allerdings ist im besagten Zentrum noch genug Raum vorhanden. Erst als das Licht gedimmt wird, fällt nicht mehr auf, dass trotz großzügiger Anordnung der Stühle nicht einmal die Hälfte der riesigen Halle besetzt ist.
André Rieu nimmt das Publikum mit auf Reisen, spielt warme Klangfarben des Südens. Eine große Leinwand zeigt italienische Küstenromantik und spanische Berglandschaften. Die Musik erhält Unterstützung durch bildgewaltige Animationen, manchmal stimmungsvoll, manchmal kitschig.
Dass sich letztlich viel um Johann Strauss dreht, dokumentiert schon der Name seines Orchesters, das nach dem großen deutsch-österreichischen Komponisten benannt ist. Der „Radetzky Marsch“ dürfte selbst Laien ein Begriff sein. Bei schmissigen Walzern tanzt ein Teil des überwiegend reiferen Publikums einen klassischen Paartanz in den Gängen. Da kann manch’ Jüngerer noch etwas lernen.
Geiger gönnt sich Schabernack
Lernen können die Konzertbesucher am Freitagabend etwas von den Fußball-Fertigkeiten des Niederländers. Seine Interpretation von „Dmitri Schostakowitschs - Waltz No 2“ spielte er einst im Stadion von Ajax Amsterdam. Das Stück besitzt in großen Fußball-Häusern mittlerweile Kultstatus.
Gut informiert zeigte sich Rieu auch über den hiesigen Sport. Sein Rat an Rot-Weiß Oberhausen: „Holt einen Holländer als Trainer und spielt dieses Lied im Stadion, dann klappt es wieder!“