Oberhausen. Podiumsdiskussion an Heinrich-Heine-Gymnasium zum Lückenschluss der 105. Schüler stellen Politikern unkonventionelle Fragen und stimmen ab.

In der Aula des Heinrich-Heine-Gymnasiums wird es unruhig. Durch die Reihen der 350 Schüler der Klassen sieben bis zwölf geht eine Wahlurne. Sie sollen über die Frage abstimmen: Lückenschluss Bahnlinie 105 – ja oder nein? Zuvor hatten sie am vergangenen Freitag bei einer Podiumsdiskussion die Pro- und Contra-Seite von Politikern, Bürgervertretern und der Stadtwerke gehört. Demokratie hautnah erleben war das Motto.

„Leider spielt Politik im Lehrplan oft eine untergeordnete Rolle“, sagt Jens Dolle, Fachleiter der Sozialwissenschaften und Organisator der Podiumsdiskussion, der Abhilfe schaffen will. „Der Bürgerentscheid im März passt perfekt in unser momentanes Thema: Unterschiede zwischen repräsentativer und direkter Demokratie.“ Außerdem sei der öffentliche Nahverkehr ein Thema, das die Jugendlichen sehr interessiert.

Pro- und Contraargumente

Die Einführungsrunde brachte jedoch die üblichen Pro- und Contraargumente. Zu hohe Kosten für eine ohnehin verschuldete Stadt gegen bereits bewilligte Subventionen, die bei Nicht-Nutzung woanders hinwandern. Geringer Bedarf und damit Mehrwert gegen Attraktivität des ÖPNV ohne ständiges Umsteigen und Fahrzeitgewinn.

Interessant wurde es bei Fragen aus dem jugendlichen Plenum: „Wann wäre denn der Baubeginn und wann soll die Linie fertig sein? In 20 Jahren nutzt uns das als Schüler ja nichts mehr.“ Antwort: „Der Baubeginn soll 2016 sein und die Fertigstellung Anfang 2019.“

Die Teilnehmer

Pro: Maximilian Janetzki (SPD), Regina Boos (FDP), Sebastian Girrullis (Grüne), Sonja Kostersitz (Aktionsbündnis Pro 105), Martin Goeke (Die Linke Liste), Werner Overkamp und Jochen Sander (Stoag).

Contra: Wilhelm Hausmann (CDU), Renate Lütte (Initiative: Wir von der Essener) und Karl-Heinz Mellis (Bündnis Oberhausener Bürger).

„Wird es bei der Linie auch zu Verspätungen und Ausfällen kommen, sobald zwei Zentimeter Schnee liegen? Das erlebe ich immer wieder.“ Antwort: „Straßenbahnen sind weitaus weniger anfällig als Busse oder die Züge der Deutschen Bahn.“ Ein Raunen im Publikum – die Erfahrungen der Schüler sind wohl etwas andere.

"Schüler fragen oft unkonventionell"

Ihre Fragen sind unverblümt und gerade heraus gestellt. Und auch die Chance, noch nach der Veranstaltung nachzuhaken, nehmen einige Schüler wahr. Etwa 30 stehen am Ende vorm Podium Schlange. „Die Schüler fragen oft unkonventionell“, sagt Jens Dolle.

Das belebte denn auch die Diskussion, bei der leider etwas zu viele Redner waren, wie auch die beiden Moderatoren Aileen Illing und Tim Kruppa am Ende feststellen. „Alle wiederholten sich ein wenig“, sagt Illing. „Keiner stach wirklich hervor.“ Beide machen bald ihr Abitur und finden es wichtig, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Diese hatten sich am Ende auch ihre Mitschüler gemacht. Sie sprachen sich mit 190 zu 160 Stimmen für den Lückenschluss aus.