„Alle raus jetzt! Feierabend!“, schreit Herr Müller verzweifelt, gewillt die letzten Schüler aus dem Foyer zu befördern. Und ohne dass es ihm in jeglichem Sinne bewusst wäre, kündigt er damit nicht nur das Ende unseres Abi­balls an, sondern gleichzeitig das Ende einer Ära. So betrachte ich ein letztes Mal die hohen Ziegelwände der Schule und sehe anstelle des grauen Farbtons all das an mir vorbeistreifen, was ich in den vergangenen acht Jahren meiner dortigen Schulzeit erlebt habe. Mit Abiturzeugnis und reichlich Nostalgie in der Tasche ziehe ich weiter in die Nacht und auch in einen neuen Lebensabschnitt.

Auftakt mit rotem Teppich

Für die Vielzahl der Mädchen beginnt der Abiball nicht erst am Abend des eigentlichen Ereignisses, sondern bereits Monate vorher bei der Wahl ihrer Abendgarderobe. Schließlich möchte jedes Mädchen dem Thema des Abends „Abi­wood“ gerecht werden. Und sobald man den roten Teppich zum Foyer des Heinrich-Heine-Gymnasiums betritt, glaubt man tatsächlich man stünde inmitten eines kleinen Hollywood-Events: Mädchen laufen gekonnt auf Plateau und lassen sich dabei vom Schleier ihrer Kleider jagen, während die Jungs sich um die zwei Oscar-Statuen am Eingang versammeln, um sich noch einmal gegenseitig Fliege und Krawatte zu richten. Allen voran die Familien, welche aufgeregt ihre Kameras zücken um, ähnlich wie Paparazzi, ein Blitzlichtgewitter um die eigentlichen Stars des Abends zu veranstalten – uns. Die Lehrer hingegen versuchen sich unentdeckt an dem Getümmel vorbei in die Aula zu schleichen. Als sich um 18.45 Uhr die Pforten zur Aula öffnen, um den offiziellen Beginn der Veranstaltung anzukündigen, besetzen alle ihre Plätze in der mit blau-gelben Lichtern durchtränkten Aula.

Zwischen Tränen und Lachern

Das Abendprogramm startet mit einem Gruppenfoto auf der Bühne und Gezanke der Familien um die besten Plätze zum Fotografieren. Zwei Kinder-Tanzgruppen entzücken die Menge. Schüler- und Lehrerreden lassen sowohl Trauer- als auch Glückstränen fließen und die Taschentücher nässen. Bei der Vergabe der Abizeitungen darf jeder Schüler einen 30-sekündigen Auftritt samt eigenen Fotos auf der Leinwand und Lieblingsmusik aus den Lautsprechern auf der Bühne erleben. Ein vielseitiges Büffet und umhereilende Kellner sorgten für Speis und Trank. Ab 23 Uhr verabschieden sich die Familien endlich und überlassen uns Feierfreudigen das Terrain. Was in dieser Nacht zum Sonntag noch geschah, möchte ich Ihnen ersparen. Jedenfalls tanzten wir, bis Herr Müller „Alle raus jetzt! Feierabend!“ schrie.