Oberhausen. . Nach Verkehrsunfällen ergreifen immer mehr Autofahrer die Flucht. Ihnen drohen drakonische Strafen. Am besten immer die Polizei rufen.

Ein Autofahrer fährt Laternen an der Straße Alte Heid an und flüchtet. Ein Lkw-Fahrer auf der Duisburger Straße beschädigt mit seinem Fahrzeug einen Linienbus, ein Fahrgast wird dabei sogar verletzt. Der Lkw-Fahrer flüchtet. Ein BMW-Fahrer beschädigt mit seinem Auto auf der Kolpingstraße gleich zwei geparkte Pkw und macht sich anschließend aus dem Staub.

Solche Meldungen der Polizei häufen sich in den letzten Tagen. Der bundesweite Trend, der Anstieg von Verkehrsunfallfluchten, schlägt sich auch in Oberhausen nieder. Im Jahr 2012 etwa registrierte die Polizei 1356 Unfallfluchten, wie Sprecher Andreas Wilming-Weber mitteilt. Ein Jahr später waren es 1449 und damit 93 mehr. Macht ein Plus von 6,9 Prozent.

1000 Euro und mehr

Nach den Erfahrungen des Leiters der DEKRA-Außenstelle Oberhausen, Norbert Todt, liegt die Schadenshöhe selbst bei einem kleinen Rempler beinahe immer bei mindestens 1000 Euro. Also, besser nicht denken, es ist doch gar nichts passiert. Der Straftatbestand der Verkehrsunfallflucht besteht übrigens unabhängig von der Höhe des Schadens. Davon abhängig ist allerdings das Strafmaß, sagt Todt.

Er bestätigt ebenfalls, dass nach Untersuchungen selbst kleine Rempler von Fahrern bemerkt werden. Aber es gibt Fälle, bei denen ein Fahrer tatsächlich nichts mitbekommt. Wenn etwa ein elf Tonnen schwerer Lkw mit seinem Anhänger einen Pkw von der Straße schiebt, kann es sein, dass der Fahrer das tatsächlich nicht bemerkt.

Ausreden gelten nicht

2014 stiegen die Zahlen erneut leicht an. Exakte Angaben zur Verkehrsunfallstatistik werden allerdings erst am kommenden Montag gemacht. Auch bei den noch einmal weitaus dramatischeren Verkehrsunfällen mit Flucht, bei denen Menschen verletzt wurden, gab es von 2012 auf 2013 einen Anstieg von 44 auf 52 Fälle. Und 2014 stieg die Zahl erneut an. Aber hier sieht es grundsätzlich etwas anders aus: Einen traurigen Höchststand verzeichnete die Polizei in diesem Bereich mit 70 Anzeigen im Jahr 2005.

Andreas Wilming-Weber warnt im Falle von Verkehrsunfallfluchten vor der Ausrede Nummer 1: „Das war doch nur ein kleiner Rempler, das habe ich nicht gemerkt.“ „Es gibt Untersuchungen, dass man auch kleinste Rempler bemerkt“, sagt der Polizeisprecher. Wer ein anderes Fahrzeug angefahren habe, müsse auf dessen Besitzer warten.

Zettel an der Windschutzscheiben reicht nicht

Leicht gestiegen

Die Aufklärungsquote bei Verkehrsunfallfluchten lag in Oberhausen im Jahr 2012 bei 39,9 Prozent. 2013 stieg sie auf 41,1 Prozent an. Es gibt eben doch oft Zeugen für die Rempler.

Weitaus höher ist die Aufklärungsquote bei Unfallfluchten, bei denen Menschen verletzt wurden. Hier lag sie 2012 bei 68,2 Prozent. Ein Jahr später waren es 69,2 Prozent.

Oder, besser noch, die Polizei rufen. „Damit ist man immer auf der sicheren Seite“, sagt Wilming-Weber zu letzterem. Ansonsten drohen dem Flüchtigen nämlich ein Strafverfahren und drakonische Strafen - u.a. auch der Verlust des Führerscheins. Ein Zettel mit der Anschrift des Unfallverursachers an der Windschutzscheibe des beschädigten Fahrzeugs reiche keinesfalls.

Zu den Gründen, warum Leute nach so einem Rempler oder mehr einfach abhauen, sagt Dieter Elsenrath-Junghans von der Verkehrswacht Oberhausen etwas: „Ältere Leute fahren oft vor lauter Schreck weg“, erklärt er. Alkohol oder Drogen am Steuer seien ein weiteres Argument für die Flucht. Oder: Fahrer hauen bewusst ab, weil sie sonst mehr für ihre Versicherung bezahlen müssen.