Oberhausen. Als Anneliese P. aus ihrem Pflegeheim in Oberhausen weglief, alarmierten Sportler die Polizei. Bei denen möchte sich die Tochter bedanken.
Eigentlich geht Anneliese P. stets vom Mittagessen zurück in ihr Zimmer im Pflegeheim Haus Bronkhorstfeld an der Elly-Heuss-Knapp-Straße. Am 11. Januar entscheidet sich die 86-jährige Dame am Sonntagmittag jedoch anders und verlässt das Heim. Ohne etwas zu sagen, ohne Winterjacke und ohne ein Ziel. Die Seniorin ist demenzkrank und pflegebedürftig. Dass sie wenig später wieder heil zurück ist, verdankt die Frau Joggern, die auf sie aufmerksam wurden und die Polizei alarmierten. Ihre Tochter Helga Stranz möchte sich nun für die Zivilcourage der ihr unbekannten Läufer bedanken.
„Ich finde es wichtig, sich um andere Menschen zu kümmern“, sagt Helga Stranz. Ihre Mutter leidet an der Nervenkrankheit Parkinson und verliert seit dem Ausbruch der Erkrankung vor fünf Jahren auch durch eine zusätzliche Demenz zusehens an Selbstständigkeit. „Es ist schon recht weit fortgeschritten“, sagt Stranz. Zwar erkenne sie noch die engsten Familienmitglieder, was in unmittelbarer Vergangenheit passiert ist, vergisst ihre Mutter jedoch umgehend. So auch den „Spaziergang“ nach dem sonntäglichen Essen. „Als wir ins Heim kamen, lag sie im Bett und glaubte, den ganzen Tag dort gewesen zu sein.“
An der Türschwelle kam die Entwarnung
Um 13 Uhr schellte bei Stranz Schwester Ingrid Grupe das Telefon. Das Heimpersonal hatte gemerkt, das Anneliese P. nicht mehr da war. Grupe informierte umgehend ihre Schwester. Sofort entschieden sie sich, die Mutter zu suchen. Doch schon an der Türschwelle kam die Entwarnung: Die Polizei hatte die alte Dame zurückgebracht.
„Meine Mutter ist bis zur Kreuzung an der Teutoburger Straße gelaufen und von dort 300 Meter die Straße hoch“, erzählt Helga Stranz. „Verwunderlich, dass sie soweit gekommen ist. Sie ist nicht mehr gut zu Fuß.“ An einer Trinkhalle hätten die Jogger sie angesprochen. Zum Glück: Ihrer Mutter sei extrem kalt gewesen und sie hätte Beruhigungsmittel bekommen müssen, als sie zurück im Heim war. Dick eingepackt lag sie später in ihrem Bett.
Hundertprozentige Sicherheit gäbe es nicht
Dem Haus Bronkhorstfeld möchte Stranz keinen Vorwurf machen. In der offenen Einrichtung würde sich ihre Mutter sehr wohlfühlen. Andere Bewohner könnten noch selbst einkaufen und somit jederzeit ein und aus gehen.
Heim-Geschäftsführer Udo Spiecker erklärt: „Rein rechtlich dürfen wir niemanden daran hindern, raus zu gehen. Aber natürlich haben unsere Mitarbeiter ein besonderes Auge auf Personen, die besser nicht mehr alleine draußen sein sollten.“ Eine hundertprozentige Sicherheit sei in offenen Einrichtungen jedoch nicht möglich und das sei auch klar kommuniziert. In manchen Fällen rät Spiecker zu einer Verlegung in eine geschlossene Einrichtung.