Oberhausen. Die Gewerkschaft NGG gibt an, dass Mitbürger fast 37 Millionen Euro mehr ausgeben können. „Die Rechnung geht nicht auf“, so der Unternehmerverband.

Mehr als 19 100 Menschen in Oberhausen werden nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ab Januar deutlich mehr Geld im Portemonnaie haben: So viele Beschäftigte werden dann nämlich erstmals vom gesetzlichen Mindestlohn profitieren. „Im Schnitt wird jeder in Oberhausen, der bislang einen Niedriglohn von unter 8,50 Euro bekommen hat, im kommenden Jahr rund 1930 Euro mehr Geld zur Verfügung haben – allein durch den Mindestlohn“, sagt NGG-Geschäftsführerin Yvonne Sachtje. Der Unternehmerverband hält dagegen: „Das ist eine Milchmädchenrechnung“, entgegnet dessen Geschäftsführer Wolfgang Schmitz auf NRZ-Anfrage.

Die NGG Ruhrgebiet beruft sich auf eine Untersuchung zum Mindestlohn vom Pestel-Institut in Hannover. Demnach wird die Einführung des Mindestlohns einen enormen Effekt für die heimische Wirtschaft haben: Die Wissenschaftler gehen allein in Oberhausen von einer zusätzlichen Kaufkraft von 36,9 Millionen Euro durch den Mindestlohn aus.

Zusätzlicher Verdienst wird in den Konsum fließen

Yvonne Sachtje geht davon aus, dass dieser zusätzliche Verdienst nahezu eins zu eins in den Konsum fließen werde: „Die meisten werden sich davon endlich einmal etwas gönnen – Sachen, die sie sich als Niedriglöhner vorher nicht oder nur schwer erlauben konnten: neue Kleidung, Kosmetik, Kino … und auch einmal ein Essen in der Gaststätte“, so Yvonne Sachtje. Die Einführung des Mindestlohnes bedeute für die Menschen einen „enormen Gewinn an Lebensqualität“.

Für Wolfgang Schmitz geht diese Rechnung nicht auf. „Was die NGG dort zusammenrechnet, wird so nicht eintreten“, ist der Geschäftsführer des Unternehmerverbands überzeugt. „Denn wer bislang nicht durch seinen Verdienst auf den Mindestlohn gekommen ist, der hat aufgestockt und sein Geld vom Jobcenter bekommen.“ Ab Januar würde die Differenz nun vom Arbeitgeber kommen. „Im Endeffekt bedeutet das eben nicht, dass den Oberhausenern mehr Geld zur Verfügung steht.“

Den hiesigen Unternehmen entstünden durch den Mindestlohn weitere Kosten. „Gerade in Branchen, in denen ungelernte Arbeitskräfte eingesetzt werden, kann das unter Umständen problematisch werden.“ Etwa in der Sicherheits- oder der Logistikbranche könne die Wertschöpfung eines Mitarbeiters unter seinem Stundenlohn von 8,50 Euro liegen. „Dann wird über Arbeitsplatzabbau nachgedacht.“