Oberhausen. Der Oberhausener Peter Gremnitz wird sein Weihnachtsfest in Kapstadt nie vergessen. Auf dem Campingplatz trafen sich Menschen aus aller Herren Länder.
„Meine zwei Kumpel und ich waren über 9500 Kilometer von der Heimat entfernt. Es war warm, über uns leuchtete das Sternenbild Kreuz des Südens. Wir dachten an unsere Familien in Deutschland. Ein Pärchen setzte sich zu uns, die Frau hatte eine Gitarre dabei. Leise begannen wir zu singen. Dann kamen immer mehr Leute, aus der Schweiz, aus Kanada, am Ende waren wir gut zwei Dutzend Menschen, die Weihnachts- und Volkslieder aus aller Herren Länder sangen“. Es war Heiligabend 1971. Peter Gremnitz verbrachte ihn auf einem Campingplatz im südafrikanischen Kapstadt. „Es war wunderbar. Ich werde das nie vergessen“, sagt der 74-Jährige.
Gremnitz ist in seinem Leben viel rumgekommen. Drei Mal ist er ausgewandert, nach Australien, nach Kanada, nach Afrika. „Rechnet man die Flughäfen mit, war ich bestimmt in 70 Ländern.“
In der Fantasie verreicht
Das Fernweh weckte bei ihm die Stadtbücherei mit ihren vielen Reiseberichten. „Ich ging noch zur Schule, die Bücher habe ich geradezu verschlungen.“ Einen Fernseher gab’s in seiner Familie noch nicht, ganz zu schweigen vom Internet. Gremnitz verreiste in seiner Fantasie. Mit 14 hatte er seinen Volksschulabschluss, machte eine Maschinenschlosserlehre, fuhr Lkw, war zwei Jahre beim Bund.
1965 wanderte er das erste Mal aus – nach Australien. Zwei Jahre lang war er auf dem Kontinent, mal im Norden, mal im Süden, in Ost und West, „sieben Monate lebte ich auch im Busch. Ich hab auch mal vier Wochen lang am Strand geschlafen“. Geld zu verdienen war kein Problem. „Man fragte, ob’s was zu tun gibt. Ich hab bestimmt elf Jobs in der Zeit gehabt, in einer Drahtfabrik, in einer Autowerkstatt, überall.“ Über Hongkong ging’s mit dem Schiff zurück nach Deutschland.
Der Kontakt besteht bis heute
Aber nicht für lange Zeit. „Fünf Monate später war ich in Kanada, schaute mir die Expo in Montreal an, war in Toronto und Calgary. „Dort habe ich einen Briten kennen gelernt, der lebt da heute noch. Wir haben immer noch Kontakt.“
Kontakt pflegt Peter Gremnitz auch zu einem Freund, mit dem er neun Monate im südafrikanischen Pretoria verbrachte. „Der andere, mit dem wir damals zusammen waren, ist leider mittlerweile verstorben.“ Gemeinsam hatten sie die Kalahari durchfahren, wilde Tiere und herrliche Landschaften gesehen.
An seinen Afrikaaufenthalt hat Gremnitz aber nicht nur gute Erinnerungen. Die Apartheid war allgegenwärtig, nicht nur in Südafrika, auch im heutigen Namibia. In der Stadt Windhoek arbeitete er mit beim Bau eines Kohlekraftwerks. „Wir Weiße verdienten 1,80 Rand die Stunde. Schwarze bekamen zehn Cent, also ein Achtzehntel. das muss man sich mal vorstellen.“ Ein tiefer Graben durchschnitt die Gesellschaft. „Wir veranstalteten in unserem Garten mal ein Grillfest, zu dem wir auch schwarze Kollegen eingeladen hatten. Unser Vermieter – ein Deutscher – hat uns dann am nächsten Tag unmissverständlich klar gemacht, dass das nie wieder passieren darf. Die Nachbarn hatten sich bei ihm beschwert. Unglaublich.“
Viel lieber denkt er aber an den Heiligabend 1971. Weihnachten unter dem Kreuz des Südens.